Macht der Kopf alles kaputt?
Stephan Mösch: Herr Zehelein, vielen Dank für die vielen Einsichten und Ansichten. «Kommunikative Ästhetik» ist ein großes Wort. Ich möchte, um unsere Diskussion anzuschieben, die Gegenposition mobilisieren. Bei der Vorbereitung auf unser heutiges Gespräch ging mir ein Satz von Jean-Pierre Ponnelle nicht aus dem Sinn. Was wir heute von Ponnelles Ästhetik halten mögen, steht dabei nicht zur Diskussion.
Zur Diskussion steht aber ein Selbstverständnis, das dieser große Theatermann vielfach geäußert hat: Die Existenz eines Dramaturgen, sagte Ponnelle, besonders die Existenz eines Produktionsdramaturgen, sei die Bankrotterklärung des Regisseurs. Es ist klar, was er damit verbindet: Wenn ein Regisseur jemanden braucht, der ihm geistig zuarbeitet, dann fehlt es ihm entweder an Zeit oder an mentaler Kompetenz für seinen Beruf. Ich möchte in der ersten Fragerunde ganz schlicht und ganz pragmatisch vorgehen und gern wissen: Was schweißt die Teams, die wir eingeladen haben, aneinander? Wie gehen sie konkret an ihre Projekte heran? Was gibt der eine dem anderen? Vielleicht fangen wir an mit Stefan Herheim und Alexander Meier-Dörzenbach. Die beiden haben drei große Premieren vor sich: ...
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Manchmal braucht es eben den Impuls der Obrigkeit. Auch in künstlerischen Dingen. Die Uraufführung von Giovanni Pacinis «Alessandro nell’Indie» am 29. September 1824 in Neapel war ein fades Ereignis, jenseits von Reinfall und Glücksfall. Erst als König Ferdinand IV. bei der zweiten Aufführung den Applaus vorgab, entschied sich der Erfolg dieses Werkes. Noch in...
In den siebziger Jahren wurde Stefano Landis «Il Sant‘ Alessio» kurzzeitig der Vergessenheit entrissen. Bei den Salzburger Festspielen 1977 sah man eine pompöse Inszenierung August Everdings in den Bühnenbildern Jean-Pierre Ponnelles, die die eher schlichte Heiligenlegende theatralisch erschlug, zumal auch die musikalische Fassung von Hans Ludwig Hirsch sich...
Ein paar Raumteiler, ein paar Türen, ein Fenster und eine Drehbühne – mehr braucht Moritz Nitsche nicht, um im Wuppertaler Schauspielhaus die Welt von Mozarts «Figaro» zu bauen. Zwei, drei Handgriffe des handelnden Personals, und zack, rauschen wir von der Kammer der Gräfin ins Gemach des Grafen und zurück, kauern heimlich mit Cherubino im Kabinett, um am Ende zum...