Raus aus der Scheinwelt

Wolfgang Koch wird möglicherweise, so vorsichtig müssen wir sein, der Wotan im nächsten Bayreuther «Ring». Derzeit ist er noch als Alberich im Geschäft – mit großem Erfolg, etwa an den Staatsopern in Hamburg und München.

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Herr Koch, wer ist schuld an der Misere der fünfzehn «Ring»-Stunden? Alberich? Oder doch die Rheintöchter, weil sie ihn verlockt haben?
Das ist die große Frage. Beide Seiten wahrscheinlich. Ich sehe Alberich nicht als Alleintäter. Er ist mir auch nicht unsympathisch. Gerade in der Konfrontation mit Wotan verstehe ich manche seiner Handlungen und Reaktionen. Aber vielleicht ist auch das Gold schuld…?

Wie sah Ihr erstes «Ring»-Erlebnis aus?
Meine erste Rolle im «Ring» war der Donner.

Viel früher, mit 15 oder 16 Jahren, habe ich daheim die Karajan-Aufnahme rauf- und runtergehört. «Siegfried» war für mich als Jugendlicher mit dem Tod Mimes zu Ende, dann hat mich die ganze Sache nicht mehr interessiert.

Warum denn das?
Der Rest, also die Begegnung mit Brünnhilde, dieses brünstige Duett, all das war mir in dem Alter viel zu langatmig.

Sie singen viele zwielichtige Figuren wie Alberich, Pizarro oder Telramund. Ist man da neidisch auf die Interpreten der Lichtgestalten?
Eigentlich nicht. Den Hans Sachs habe ich ja schon im Repertoire. Und ich plane, vom Alberich zum Wotan zu wechseln. Andererseits ist dieses Zwielichtige gerade spannend, weil diese Figuren so vielfältig in ihrer Abgründigkeit ...

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Opernwelt Juni 2012
Rubrik: Interview, Seite 44
von Markus Thiel

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