Utopia im Nahen Osten

Schumann: Das Paradies und die Peri
Palermo | Teatro Massimo

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Weder Oper noch Oratorium. Nicht für die Bühne noch für sakrale Räume gedacht, sondern als «Dichtung» für den Konzertsaal. Robert Schumann stellte sich für das 1843 mit großem Erfolg in Leipzig uraufgeführte Werk «heitere Menschen» vor. «Das Paradies und die Peri»: eine unvergleichliche Komposition, inspiriert durch das erstmals 1817 erschienene Epos «Lalla Rookh» von Thomas Moore, eine Orient-Legende mit Opfer-, Reue-, Erlösungsmotiven und einem gefallenen Engel.

Das Teatro Massimo in Palermo hat das ungewöhnliche Opus, in dem sich diverse Genres kreuzen, nun doch in einer szenischen Fassung präsentiert. Genauer: Das Haus hatte das in Castelfranco Veneto beheimatete Theaterkollektiv Anagoor für die Inszenierung gewonnen, eine Gruppe, bei der die Lust auf Utopien schon im Namen anklingt – in einer Erzählung von Dino Buzzati ist Anagoor eine Stadt, die auf keiner Karte erscheint. Simone Derai, der Kopf des Kollektivs, entwickelte mit dem Dramaturgen Klaus Peter Kehr (der bereits 2009 mit Joachim Schlömer eine Bühnenversion am Nationaltheater Mannheim vorstellte) eine hybride Form, die körperliche Aktion und Film- bzw. Fotoprojektionen verzahnt. Videos haben in der Theatersprache ...

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Opernwelt Dezember 2019
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Stefano Nardelli

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