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Rezensionen 21.9.

«Coraline»

In «Coraline» erweist sich Mark Anthony Turnage wieder mal als Komponist mit Händchen für populäre Stoffe. Im Auftrag der Royal Opera hat er sich nach «Anna Nicole» mit Librettist Rory Mullarkey Neil Gaimans beliebte Novelle vorgenommen. Die elfjährige Coraline findet im neuen Haus eine verborgene Tür und dahinter das, was sich wohl jedes Kind mal wünscht: andere Eltern! Diese erfüllen alle Wünsche, haben immer Zeit. Doch die Other Mother verlangt als Gegenleistung für die paradiesischen Zustände, dass das Mädchen sich die Augen gegen Knöpfe tauschen lässt. Coraline lehnt ab und macht sich davon, nur um festzustellen, dass ihre echten Eltern verschwunden sind. Auf der Suche gerät sie selbst in Gefangenschaft. Mithilfe dreier Geisterkinder gelingt es ihr, die Other Mother zu besiegen und in ihr altes Leben zurückzukehren.

Giles Cadle hat trotz eines schmalen Budgets eine geniale Bühne eingerichtet, auf der Regisseurin Aletta Collins mittels mehrerer Drehebenen die vielen Ortswechsel unterhaltsam bewältigen kann. Die Musik ist, typisch Turnage, zugänglich, bühnentauglich, auch recht sanglich. Im Ensemble leuchten Klavier, Celesta und Harfe ins Jenseits, während Kontrabass, Cello, Bassklarinette und Fagott für dunkle Farben sorgen. Mit ätherischen Tonwiederholungen warnt aus dem Off das A-cappella-Geistertrio, jazzig quietscht das Mäuse-Streichorchester. Coralines Vater besingt Suppenkreationen in witzigem Falsett.

Wiebke Roloff

https://www.theater.freiburg.de/de_DE/spielplan/coraline.15407853