Schwarz spielt weiss

Das Zürcher Theaterspektakel feierte sein 30. Jubiläum – und trauerte um Markus Luchsinger

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Jeden Moment hätte Markus Luchsinger um die Zeltecke biegen können – so empfanden manche Weggefährten und Festivalhabitués beim diesjährigen Theaterspektakel. Der Theatermacher, der zwischen 1990 und 2001 dem von Alternativkultur und Straßentheater geprägten Sommerfestival am Zürichsee internatio­nales Ansehen verschafft und es zum attraktiven Koproduktionspartner entwickelt hatte, war Anfang August mit 54 Jahren völlig unerwartet im Südfrankreichurlaub gestorben.

 

 

Das Spektakel erinnerte in einer späten Andachtsstunde an den zurückhaltenden Zürcher mit dem verschmitzt schiefen Lächeln. Partner und Kollegen, von ehemaligen Spektakelmitarbeitern bis hin zum Zürcher Kulturchef Jean-Pierre Hoby, würdigten Luchsinger als selten uneitlen, klugen und integren Theater­ermöglicher, der seine Vorlieben und Überzeugungen gleichwohl mit größter Zielstrebigkeit verfolgt habe. Tatsächlich war Luchsinger, als er nach zwölf Jahren Spektakelleitung bei den Berliner Festspielen 2002 die «spielzeiteuropa» konzipierte und etablierte, für die laute Hauptstadt wohl einfach zu leise geblieben – nicht künstlerisch, sondern als Selbstdarsteller. Umso stärker leuchtete seine Arbeit seit 2006 wieder vom ...

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Theater heute Oktober 2009
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Eva Behrendt

Vergriffen
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