Callas' schrägste Schwester

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Wer heute an Wettbewerben teilnimmt, muss im Misserfolg keine Häme noch Schmach befürchten. Doch Hybris kann die Hinrichtung durch Publikum und Medien nach sich ziehen. Der überambitionierten New Yorker Millionen-Erbin und Möchtegern-Diva Florence Foster Jenkins ist ebendies reichlich beschieden worden.

Eklatant waren deren Defizite: falsche Intonation, Unfähigkeit, längere Töne stabil auszuhalten, Ignorieren von Rhythmus, Metrum und Tempo.

Sich darüber lustig zu machen, fiel leicht: Ja so sind sie in New York – von Kunst keine Ahnung, glauben aber alles kaufen zu können! Insofern gab es ein fatales Vorbild für die reale Florence Foster Jenkins: In Orson Welles’ epochalem Film «Citizen Kane» bugsiert der allmächtige Pressemagnat seine Frau als Sängerin in die Met, wo sie nur scheitern kann, darauf dem Alkohol verfällt. Der Fall F. F. J. liegt anders: Sie folgt ihrer Passion – als Leidenschaft wie Leidensweg. Vom Singen nicht lassen können, endet tödlich für Antonia in «Hoffmanns Erzählungen»; Maria Malibran sang sich 1836 in Manchester zu Tode. Als tragikomische Fallhöhe wird dies in Stephen Frears’ Film «Florence Foster Jenkins» zitiert: Ausgerechnet die kesse ...

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Opernwelt Januar 2017
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Gerhard R. Koch

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