Der Welt abhanden gekommen?
In der einen Hand ein Lautsprecher, in der anderen Hand ein Mikrofon. Rückkopplungen, dafür sorgen technische Tricks, gibt es keine. Aber jaulende Klänge, die, je nachdem welche Pose die Darstellerinnen einnehmen, sich verändern, mal Geräusch, mal Ton und manchmal auch fast Sprache sind. Musiktheater ist das nicht, noch nicht einmal Musik. Aber vielleicht sind solche Performances ja die Lösung. Statt bierernster Neutonsuche eine Extra-Injektion Humor und Experimentierlust. Ironische Distanz zum eigenen Tun bringt das – und eine Öffnung zum amüsierten Publikum.
Welch ungewohntes Festival-Novum also: lachende Besucher.
«A Game of Fives», dieses Gastspiel der Berliner Universität der Künste bei der Münchener Musiktheater-Biennale, nimmt deren Selbstverständnis wörtlich, treibt die Sache sogar weiter. Die Avantgarde als Spielwiese, das ermöglicht seit Jahren der künstlerische Leiter Peter Ruzicka. Und mit ihren acht zwei- bis zwanzigminütigen Werken tummeln sich die Studenten, einigermaßen von Enrico Stolzenburg zusammeninszeniert und von Dirigent Enrico Fresis gelotst, beherzt im Klangsandkasten.
Eine der «kleinen» Biennale-Produktionen war das. Und eine, die ein wenig symptomatisch war ...
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Opernwelt Juli 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Markus Thiel
Gut 1000 Luftlinienkilometer liegen dazwischen, und was die Aufführungstradition betrifft, da ist die Entfernung gleich gar nicht mehr abzuschätzen. Wagner, das ist für die Bayerische Staatsoper Alltagsgeschäft, für die Oper Sofia der Ausnahmefall. Auch wenn dort seit 2010 pro Saison ein «Ring»-Stück gestemmt wird, so gleicht doch jede dieser Produktionen einer...
Der Focus dieses Heftes ist zu einem großen Teil Uraufführungen gewidmet. Bei der Münchener Biennale, deren Zukunft ab 2014 noch offen ist, reichte das ästhetische Spektrum vom Klangsandkasten über ein schauriges Scherzo bis zur stufenlosen Vermischung von Vokal- und Instrumentalklang. Theater war jedoch kaum dabei. Auch Enno Poppes in Schwetzingen uraufgeführtes...
Manchmal werden ja wirklich Dinge beim zweiten Mal präziser, logischer, auch schöner. So ist es jetzt jedenfalls David Alden widerfahren. Der scheint sich neuerlich auf längere Regiesicht mit Händel zu beschäftigen, so wie er es früher in seiner meist hollywoodbunten, quietschigen Inszenierungsreihe an Peter Jonas’ Bayerischer Staatsoper vollführt hat. Nach seiner...