Der Welt abhanden gekommen?

Die Münchener Musiktheater-Biennale hat sich zu einem Forum für Insider entwickelt. Beobachtungen von Markus Thiel

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In der einen Hand ein Lautsprecher, in der anderen Hand ein Mikrofon. Rückkopplungen, dafür sorgen technische Tricks, gibt es keine. Aber jaulende Klänge, die, je nachdem welche Pose die Darstellerinnen einnehmen, sich verändern, mal Geräusch, mal Ton und manchmal auch fast Sprache sind. Musiktheater ist das nicht, noch nicht einmal Musik. Aber vielleicht sind solche Performances ja die Lösung. Statt bierernster Neutonsuche eine Extra-Injektion Humor und Experimentierlust. Ironische Distanz zum eigenen Tun bringt das – und eine Öffnung zum amüsierten Publikum.

Welch ungewohntes Festival-Novum also: lachende Besucher.

«A Game of Fives», dieses Gastspiel der Berliner Universität der Künste bei der Münchener Musiktheater-Biennale, nimmt deren Selbstverständnis wörtlich, treibt die Sache sogar weiter. Die Avantgarde als Spielwiese, das ermöglicht seit Jahren der künstlerische Leiter Peter Ruzicka. Und mit ihren acht zwei- bis zwanzigminütigen Werken tummeln sich die Studenten, einigermaßen von Enrico Stolzenburg zusammeninszeniert und von Dirigent Enrico Fresis gelotst, beherzt im Klangsandkasten.

Eine der «kleinen» Biennale-Produktionen war das. Und eine, die ein wenig symptomatisch war ...

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Opernwelt Juli 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Markus Thiel

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