«Octavia. Trepanation». Foto: Luciano Romano
In Lenins Kopf
Vor siebzig Jahren ging in der Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg das erste Holland Festival über die Bühne. Das Gründungsfieber lag damals offenbar in der Luft, denn fast zeitgleich wurden auch die Festivals in Avignon (1947) und Aix-en-Provence (1948) ins Leben gerufen. Unter ihnen bietet das Holland Festival bis heute das breiteste Programm – in diesem Jahr mit Namen wie Alain Platel, Pierre Audi, Romeo Castellucci und insgesamt 50 Produktionen.
Einen inhaltlichen Fokus bildeten Fragen zur Demokratie, zeitgenössische Musik aus Indonesien sowie das Œuvre des Musikerneuerers George Crumb. De Nationale Opera war mit zwei Musiktheaterpremieren vertreten: Im Gashouder gab es Claudio Monteverdis «Marienvesper» in der Regie des 2018 nach Aix wechselnden Intendanten Pierre Audi, im Stammhaus Ivo van Hoves Neuinszenierung von Strauss’ «Salome».
Abgesehen von «Salome» passten zwei der drei Musiktheater mehr oder weniger gut zum Metathema Demokratie. Darunter «Octavia. Trepanation» des Moskauer Stanislavsky Electrotheatre im 2005 eröffneten Muziekgebouw aan’t IJ. Schon im Foyer empfangen das Publikum sanft schwellende Klänge, die drinnen, im rot ausgeleuchteten Saal, bereits ...
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Als vor 50 Jahren der Konzertsaal von Snape Maltings in Anwesenheit der Queen mit «A Midsummer Night’s Dream» eröffnet wurde, war das eine Pioniertat. Denn der langgezogene Bau aus viktorianischer Zeit ist eine der ersten Industrieanlagen überhaupt, die – lange bevor dergleichen im Ruhrgebiet inflationär betrieben wurde – eine Umnutzung zur Hochkulturstätte erfuhr....
In Dresden, der Stadt seiner Uraufführung, kam schon 1948, kurz nach dem Krieg, ein neuer «Rosenkavalier» heraus. Die Produktion bildete die Grundlage für eine Rundfunk-Studioaufnahme, die nun unter Verwendung der Originalbänder für die verdienstvolle Reihe «Semperoper Dresden» auf CD erschienen ist.
Allerdings wurde die Premierenbesetzung in fast allen wichtigen...
Das Stück inszeniert sich eigentlich von selbst. Viele Regisseure begnügen sich damit, für Büchners frühen Naturalismus triste Bilder der Hoffnungslosigkeit zu entwerfen, ergänzt um grelle Satiren auf Militarismus, Männergeilheit und wertfrei forschende Wissenschaft. Der gemeine Soldat und Gelegenheitsarbeiter Wozzeck ist Opfer einer menschenverachtenden...