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Bollywood, Ballroom, Ballett

Der Tanzmagier Eric Gauthier

Gauthier kann Menschen faszinieren, sein Charme und seine positive Energie sind durchaus überrumpelnd. Ebenso sein Durchsetzungswille: «Hat man ihn vorne mit Geld verabschiedet, kommt er hinten wieder rein», lobte mit freundlichem Sarkasmus Stuttgarts frühere Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Kaum war in der schwäbischen Kapitale ein neuer Oberbürgermeister gewählt, duzte sich Gauthier bereits mit ihm, genau wie mit dem Vorgänger. Dass dieser Frank Nopper sich dann ausgerechnet in der Online-Silvestershow des Tänzers als ziemlicher Kulturbanause outete, lag sicher nicht an den freundlich-harmlosen Fragen Gauthiers, der die mangelnde Vision dennoch offensichtlicher machte als die Stuttgarter Zeitungen.

Gauthier lebt und atmet den direkten Kontakt zum Publikum. Vor den Aufführungen seiner Kompanie plaudert er vor dem Vorhang, wärmt gewissermaßen die Meute für den Haupt-Act an. Als Vortänzer macht er sich buchstäblich zum Affen, wenn er am «Kids Day» seines «Colours»-Festivals durch den Stuttgarter Zoo tobt, sich immer und immer wieder vor Laien, Schulklassen oder AOK-Workshops hinstellt, um sie zu Bollywood, Ballroom und ein bisschen Ballett zu animieren. «Strike a pose», lautet sein Schlachtruf, und er ist erst zufrieden, wenn alle außer Atem sind.

Woher kommt dieser ständige Drang, die Menschen zum Tanzen zu bringen? «Warum nicht? Warum machen andere Leute das nicht?! Es gibt so viele Gründe dafür! Einer ist meine Kindheit. Mein Vater ist in der Alzheimer-Forschung, der war immer sehr sozial eingestellt. Im Sommer, bevor ich nach Deutschland gekommen bin, arbeitete ich zwei Monate in einem Pflegeheim, und das mochte ich wirklich gern. Ich konnte mir damals sogar vorstellen, das als Job zu machen. Dieses soziale Ding – Menschen etwas Gutes tun, ich mach das einfach gerne! Denn wenn sie tanzen, dann geht es ihnen danach besser.»

Das gesamte Porträt von Angela Reinhardt lesen Sie in tanz 5/21