Wolfgang Redl
Der Schauspieler Wolf Redl, geboren 1939 im pommerschen Stargard, war jahrzehntelang immer dort, wo es wichtig wurde. Er spielte 1968 Peter Handkes «Kaspar» in Claus Peymanns Inszenierung am Frankfurter Theater am Turm, wechselte dann ans Münchner Residenztheater, wo er in Hans Lietzaus Heiner-Müller-Uraufführung den Philoktet gab, spielte 1970 unter Intendant Lietzau in Peymanns Bernhard-Uraufführung die Titelrolle in «Ein Fest für Boris» und gehörte schließlich von 1971 bis 1984 zum Ensemble der Berliner Schaubühne.
Er wirkte in legendären Peter-Stein-Inszenierungen mit – von «Peer Gynt» über «Sommergäste» bis zu Tschechows «Drei Schwestern», wo er den sentimentalisch versoffenen Militärarzt Tschebutykin mit knarziger Gelassenheit hinter seiner Zeitung platzierte. Zu seinem «Blauen Boll» in Frank-Patrick Steckels Barlach-Inszenierung schrieb Henning Rischbieter in TH 2/82: «Ein Mann, ein Herr im derben, kurzen Paletot mit Pelzkragen, Kappe auf dem Kopf, Zigarre in der behandschuhten Hand, steht breitbeinig auf dem Marktplatz der norddeutschen, mecklenburgischen Stadt – steht vor dem Dom da und hat Angst: vorm Schlaganfall (blau ist er schon im Gesicht vom Saufen) – hat aber auch ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Februar 2011
Rubrik: Nachruf, Seite 60
von
Im Programmheft zu Sibylle Bergs neuestem Beitrag zur Zersetzung bürgerlicher Fassaden bemüht die Bonner Dramaturgie den wertekonservativen Verfassungsrichter Udo di Fabio als entschlossene Gegenstimme: «Die Familie», behauptet er eisern, «ist eine Lebensform des Menschen, ein sozialer Raum der Nähe, von dem aus der Zivilisationsprozess immer wieder erneut seinen...
Im Dezember und Januar sind zwei langjährige Mitarbeiter von «Theater heute» gestorben.
Werner Schulze-Reimpell, ein Urgestein der deutschen Theaterkritik, noch bis vor wenigen Jahren ein unaufgeregter Beobachter jeder wichtigen (und vieler nicht so wichtiger) Premieren, schrieb für viele Blätter, gehörte zu den Mitbegründern des seit 1976 vergebenen Mülheimer...
1810– Kleist war seit Anfang des Jahres in Berlin und schickte «Das Käthchen von Heilbronn» noch einmal an August Wilhelm Iffland, Direktor des Berliner Nationaltheaters. Kleist hegte immer noch die Hoffnung, dass Iffland sein Stück aufführen würde. Daraus wurde nichts. Iffland demonstrierte Desinteresse, und Kleist revanchierte sich, indem er auf Ifflands...