Ganz klein am größten
Sehr hoch, sehr rot sind die Lackpumps, mit denen der geschniegelte römische Abgesandte Ventidius um die barfüßige germanische Fürstengattin Thusnelda wirbt. Auf diesen hohen Hacken überragt die majestätische Wiebke Puls ihren Hermann um Haupteslänge, und wenn Peter Kurth, die gewaltige Wampe selbstbewusst vorgestreckt, sie zum Kuss zu sich herabzieht, befindet er sich in seiner Idealposition: Ganz klein ist der Cheruskerfürst in Armin Petras’ Kleist-Inszenierung am allermächtigsten.
Petras hat ihm in seiner geradlinigen Strichfassung die Gegenspieler fast vollständig aus dem Weg geräumt; die Feinde sind nur da als Hassprojektionen, die Hermann schürt, um die anderen Fürsten zur Schlacht im Teutoburger Wald zu formieren. Koste es, was es wolle, wenn’s sein muss auch die Vernichtung der Liebsten, Land, Leib und Leben.
Je gewaltiger die Atrozitäten sind, die Hermann in den schwarzen Raum stellt, umso harmloser schaut er aus der Wäsche. Ein Manipulator von Graden, kann er das eigene Ego so klitzeklein zusammenschnurren lassen, dass es sehr lange dauert, bis das Gefährliche des jovialen Kumpels erkannt ist: Er dient einer Idee, der nationalen Befreiung, und scheut keine Perfidie, sie ...
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Sie ist 15, als das Theater sie erstmals erwischt; daheim in Zrenjanin, das liegt nicht weit entfernt von Novi Sad in Serbien. Das alte Jugoslawien driftet damals, Anfang der 90er Jahre, schon merklich zu auf den Zerfall; das Mädchen Jelena fällt unter ihresgleichen schon damals ziemlich aus dem Rahmen in Zrenjanin. An einer Amateurtheatertruppe findet sie...
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Hmm … was wünsch ich mir denn vom Christkindl? Erst einmal hat es mich in diesem Jahr schon reich
beschenkt. Meiner und der Arbeit meiner fast 2000 Akteure bei den Oberammergauer Passionsspielen wurde in diesem Jahr so viel Aufmerksamkeit beschert, dass ich es fast nicht wage, mir noch etwas zu wünschen. Und trotzdem: Ich wünsche mir Mut.
Ich wünsche mir, dass wir...