Abstieg einer Generation
Eine Scheinhochzeit. Das ist ein Anlass, bei dem der Prosecco in der Regel wärmer ist als die Stimmung. Zwei Menschen küssen sich, nicht aus Liebe, sondern weil sie sich voneinander Sicherheit versprechen.
Tilman und Sveta sind in der Straßenbahn aufeinander gestoßen. Ein einsamer Ex-Langzeitstudent und eine heimatlose Weißrussin, die bei Rebecca Klingenberg ständig Worte verschluckt, so sehr hetzt sie dem Glück hinterher.
Tilman (Mathias Lodd) hat mitten in der Krise seinen ersten Job hingeschmissen – und das, obwohl er in seiner Jugend brav auf Helmut Kohl und auf den Segen der Informatik gesetzt hat. Doch er erträgt es nicht, dass seine Zukunft auf dem Prüfstand der Chefin steht: «Plötzlich wurde mir völlig unklar, warum ich 70 Stunden und mehr die Woche diesen Job machte, meine Lebenszeit in die Optimierung einer Fahrkartenautomaten-Software steckte.» Also taucht er in prekäre Verhältnisse ab, stellt sich mit zwei Hunden und Burger-King-Becher vor den Supermarkt und bettelt um Futter. Paul Brodowskys Komödie «Lüg mir in mein Gesicht» erzählt von Menschen, die sich an den Rand der Mittelschicht klammern. Der 30-jährige Autor wohnt seit letztem Sommer in Freiburg; er hat eine ...
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Dies ist so ziemlich der letzte Ort, an dem damit zu rechnen war, eine Spielekonsole in die Hand gedrückt zu bekommen. Bislang pflegt das Theater als Hort der Hochkultur schließlich kaum Sympathie für gepixelte Zerstreuungen und widmet sich – wenn überhaupt – lieber der kulturkritischen Betrachtung des Amoklaufs, als selbst den Zuschauer mit einer virtuellen...
Seine seiner ersten Amtshandlungen, erzählt Peter Carp, sei es gewesen, eine großformatige Fotografie an die Außenwand des Theaters am Will-Quadflieg-Platz zu hängen. Nicht Quadflieg, den Oberhausener Mimen, zeigt das Foto: Nein, da sitzen zwei alte Sizilianerinnen auf ihren Klappstühlen mitten auf der Gasse. Die Plakatwand vermittelt nicht nur süditalienisches...
Das Match begann mit einem scharfen Aufschlag von Dirk Baecker ins konkrete Allgemeine der Kunsttheorie. Kunst unterbreche die Automatismen der Alltags-Wahrnehmung und mache sie dadurch frag- und diskussionswürdig. Die Gesellschaft brauche Kunst genau da, wo sie das Mitfließen des Menschen in den Strukturen der Gesellschaft anhält: «Die Kunst, wenn sie so unterwegs...