Abstieg einer Generation

Paul Brodowsky «Lüg mir in mein Gesicht» (U, Kleines Haus)

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Eine Scheinhochzeit. Das ist ein Anlass, bei dem der Prosecco in der Regel wärmer ist als die Stimmung. Zwei Menschen küssen sich, nicht aus Liebe, sondern weil sie sich voneinander Sicherheit versprechen.
Tilman und Sveta sind in der Straßenbahn aufeinander gestoßen. Ein einsamer Ex-Langzeitstudent und eine heimatlose Weißrussin, die bei Rebecca Klingenberg ständig Worte verschluckt, so sehr hetzt sie dem Glück hinterher.



Tilman (Mathias Lodd) hat mitten in der Krise seinen ersten Job hingeschmissen – und das, obwohl er in seiner Jugend brav auf Helmut Kohl und auf den Segen der Informatik gesetzt hat. Doch er erträgt es nicht, dass seine Zukunft auf dem Prüfstand der Chefin steht: «Plötzlich wurde mir völlig unklar, warum ich 70 Stunden und mehr die Woche diesen Job machte, meine Lebenszeit in die Optimierung einer Fahrkartenautomaten-Software steckte.» Also taucht er in prekäre Verhältnisse ab, stellt sich mit zwei Hunden und Burger-King-Becher vor den Supermarkt und bettelt um Futter. Paul Brodowskys Komödie «Lüg mir in mein Gesicht» erzählt von Menschen, die sich an den Rand der Mittelschicht klammern. Der 30-jährige Autor wohnt seit letztem Sommer in Freiburg; er hat eine ...

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Theater heute Juli 2010
Rubrik: Chronik, Seite 51
von Stephan Reuter

Vergriffen
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