Vom Rand ins Zentrum

Die «Mostra Internacional de Teatro», das Theaterfestival in Sao Paulo, setzt auf die Theater-Peripherie, nicht (mehr) auf Europa, und steht mitten in den Polit-Diskursen

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Sehr viel haben sie sich vorgenommen – nichts weniger als eine komplett veränderte Definition dessen, was Theater sein kann und sein soll. Dafür aber muss das Theater, wie es ist, zerstört werden – zunächst als Raum: Weg mit den historischen Sälen und der Teilung von Bühne und Zuschauerraum, in Südamerika in der Regel orientiert am alten «Teatro Italiano», gelegentlich sogar noch mit Mittel-Gängen zwischen den Parkett-Reihen, und her mit offenen Räumen von Spiel und Begegnung, Auge in Auge mit dem Publikum, das möglichst im Kreis um die Spieler:innen herum sitzt.

Weg auch mit Ensemble und Repertoire – das ist leicht zu bewerkstelligen in Latein- und Südamerika, wo beides extrem selten ist. Weg aber vor allem (und das ist auch hier wieder der erste Schritt!) mit der vertrauten, abgenutzten Sprache, dem Medium der Definition und Meinungshoheit – «Teatra» soll das alte «Teatro» irgendwann heißen, und die Entscheidungen über’s Programm trifft künftig weder Dramaturgin noch Dramaturg, sondern die «Travaturgia» …

Die Begriffe sind gewöhnungsbedürftig, außer womöglich für die Insider:innen, die an einem der Tage der Festival-Diskurse beieinander sitzen in der Bibliothek, die den Namen ...

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Theater heute Juni 2024
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Michael Laages

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