Teenage Dirtbags
Robert Musils knapper Roman «Die Wirrungen des Zöglings Törleß» von 1906, sein einziger literarischer Erfolg zu Lebzeiten, landet derzeit des Öfteren auf deutschen Bühnen. Offenbar ist die dargestellte geistig-seelische Entwicklung des sensiblen Schülers Törleß in einem Elite-Internat fern der Stadt nach wie vor interessant, wird Törleß dort doch mit den sadistischen Kameraden Reiting und Beineberg konfrontiert, die ihren diebischen Mitschüler Basini quälen und sexuell missbrauchen. Törleß überwindet seine Freundschaft zu den beiden.
Seine Ich-Findung geht über erotische und homoerotische Erlebnisse, ohne dass sie Ziel seiner Individuation wären. Den komplexen, sprachlich dichten Roman auf die Bühne zu bringen, ist kein Selbstläufer. Man muss sich vorher schon sehr genau überlegen, was man darin eigentlich lesen will: einen Coming-of-age-Roman? Die Prophezeiung des Faschismus? Einen Künstlerroman?
Der Regisseur Matthias Köhler, bekannt für seine queer*feministische Herangehensweise, hat sich das Werk jetzt am Staatsschauspiel Stuttgart gemeinsam mit Absolvent:innen der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart in ihrer Abschlussproduktion vorgenommen. Seine ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute 4 2023
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Verena Großkreutz
Gerade fuhr der elfjährige Renat noch mit dem Skateboard auf der Bühne herum. Nun hält ihn eine fremde Frau an der Hand und erzählt vorne am Bühnenrand, dass sein Onkel vor wenigen Tagen im Ukraine-Krieg gefallen ist. Dass seine Mutter Marta gerade nach Irpin zurückgefahren ist, um ihn zu beerdigen. Nein, nein, das können wir so nicht machen, ruft die musikalische...
In dem schönen Ort Maria Blut
werden alle Schmerzen wieder gut,
bringst der Gottesmutter nur aus Wachs die Hand
und dann brauchst kein Medizin und kein Verband,
Medizin und Verband viel Geld dir kosten tät,
sie aber machts für ein Gebet.
FIGUREN
(Besetzung der Uraufführung der Bühnenfassung im Wiener Akademietheater)
Stimme der Erzählerin (Stefanie Dvorak)
Doktor...
Alle drei Jahre wechselt beim Augsburger Brechtfestival turnusmäßig die künstlerische Leitung. Dabei gehört es jeweils zum Narrativ, dass der Neue (eine weibliche Kuratorin gab es bislang noch nicht) die ganze Veranstaltung erst einmal wachküssen muss. Als wäre das, was die Vorgänger hinterlassen haben, ungenießbar alter Kaffee.
Ein ewiges Ringen um Neubeginn...