Vergiftetes Erbe
Das Heilwasser ist eine Giftkloake. Ibsens «Volksfeind» kommt immer da zum Einsatz, wo die Theater sich Umweltverschmutzung und ihrer Vertuschung, Fakten und Fake News annehmen wollen. Die Bühnen Bern haben nun ein junges Team einen Blick darauf werfen lassen: den gegenwärtigen Hausautor Dmitrij Gawrisch und die Regisseurin Selen Kara, die ab Herbst Ko-Intendantin in Essen wird. Was sehen sie in Ibsens Umwelt- und Politintrigen?
Eine fremde Welt.
Das Publikum sitzt im Arena-Setting von Lydia Merkel zu vier Seiten eines verglasten Würfels, Ibsens Figuren sind darin ausgestellt wie in einer Museumsvitrine. Not -gedrungen oft mit dem Rücken zu den Zuschauer:innen, so dass sie noch mal abgewandt anmuten. Und auch wenn sie sich zwischen ihren Auftritten ins Publikum setzen, wirken sie isoliert, versunken in Textbücher, ohne Bezug zur Umgebung. In den Grau-in-Grau-Fantasykostümen von Anna Maria Schories sehen sie aus wie verstaubte Antiken.
In frischem Wassergrün tritt einzig Petra Stockmann auf (Genet Zegay), die Tochter des kämpferischen Kurarzts. Sie will mit ihrem Vater die Wahrheit ans Licht bringen, als Lehrerin die Kinder das Fragen lehren. Aber auch ihr geht der ...
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Theater heute März 2023
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Andreas Klaeui
Bereits im September 2021 veröffentlichte die österreichische Tageszeitung «Der Standard» einen Artikel, in dem von einem «erfolgreichen heimischen Theater- und Filmschauspieler» die Rede war, der Darstellungen von Kindesmissbrauch horten soll. Seine Ex-Lebensgefährtin habe ihn angezeigt, er soll sie während ihrer Beziehung zudem körperlich attackiert und verbal...
Jürgen Flimm war ein unbeugsamer Verfechter des Stadttheaters: ein Nachruf Was gibt’s Neues im Kino?
Die Berlinale ruft, wir antworten!
«Die Eingeborenen von Maria Blut» nach dem Roman der lange vergessenen Maria Lazar (1895–1948) sind in der Wiener Bearbeitung von Alexander Kerlin und Lucia Bihler ein starkes Stück: der Abdruck.
Theater heute 4/2023 erscheint am...
Da steht es, das vielgepriesene Werk. Hoch auf der Statue, wie ein Denkmal. Die Taschenbuchausgabe von Albert Camus, «L’Étranger», «Der Fremde». Immer noch einen Gipsblock schichten die Schauspieler auf, um das Werk des Nobelpreisträgers in schwindelerregende Höhen zu hieven. Aber steht es da richtig, so weit oben?
Nein, sagt Mounir Margoum. Camus schreibt,...