Es war einmal … der Mensch
«Aussterben ist langweilig (…) / damit kommt man weiter nicht», das war 2003 in Peter Lichts «Safarinachmittag» noch eine ganz entspannt singbare Textzeile. Aus Sicht des Universums ist sie wahrscheinlich immer noch lustig. Nur die Menschen, die darüber lachen können, weil sie eh rechtzeitig sterben, werden weniger. Die, die das Schwinden bewohnbarer Landstriche selbst miterleben werden, stellen in absehbarer Zeit die Mehrheit.
Der Zeitpunkt für ein Generationen-Experiment ist also gut gewählt: Was können junge Erwachsene heute mit der 22 Jahre alten zynischen Boomer-Aussterbe-Komödie «Helges Leben» anfangen? In Sibylle Bergs Stück, urauf -geführt 2000, hat die Menschheit «einfach aufgegeben» und den Planeten den Tieren überlassen. Diese machen sich nun einen Spaß daraus – analog zur Tierdoku –, das eine oder andere Menschenleben aus dem Entertainment-Katalog von Frau Gott zu bingewatchen. Heute ist Helge dran, ein Durchschnitts-Cis-Mann, der seine große Lebensangst durch Gewalt kompensieren wird.
Mit dem Import Export Kollektiv, dem jungen Laienensemble des Schauspiels, tritt auf der grauen Halfpipe von Bühnenbildner Sebastian Bolz eine erprobte Truppe an. Zuletzt zeigten sie ...
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Theater heute Februar 2023
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Cornelia Fiedler
Nein, bitte keine Hommage! Die hätte er sich bitterlich verbeten. Wenn schon, dann eine demütige Demontage, mit Wiedergebrauchsanleitung womöglich ... Ein durchaus ambivalentes Verhältnis unterhalten die Münchner zum seinerzeit frenetisch gefeierten und zu Lebzeiten auch wieder vergessenen Sohn ihrer Stadt Karl Valentin, dem Größen wie Brecht und Beckett ihre...
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