Der Motor surrt

Manuela Infante «Black Flame – A Noise Essay» im Volkstheater Wien

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Wer spricht hier eigentlich? Schauspielerin Anna Rieser sitzt auf der riesigen Bühne des Wiener Volkstheaters etwas verloren auf einem Baugerüst (Bühne: Michael Sieberock-Serafimowitsch); sie möchte mit uns Kontakt aufnehmen. Doch ihr Mikrofon gibt nur wummernde, monströse, nichtmenschliche Laute von sich. Was sie auch sagt, nichts erreicht uns, sie sendet auf einem falschen Kanal. Erst als Bühnenarbeiter eine Luke im Boden öffnen, aus der es hell leuchtet, wird auch ihre Rede verständlich. 

Keine Kommunikation ohne Bodenschätze.

Erdöl ist auch der Saft, der diesen Monolog schmiert, so die erste, durchaus überraschende Pointe eines Abends, der sich «Black Flame – A Noise Essay» nennt. Die chilenische Autorin und Regisseurin Manuela Infante hat dafür eine Recherche gestartet, die sich kritisch mit Ausbeutung, Wirtschaftswachstumsfetisch, Energiekrise und Zerstörung der Umwelt beschäftigt, gleichzeitig möchte sie aber auch über Öl «aus einer nichtmenschlichen Perspektive» nachdenken, wie sie im Programmheft betont. Die Frage ist, wie gehen Aufklärung und Poesie zusammen? 

Der erste Auftritt gehört Tech-Großmaul Elon Musk, Rieser gibt ihn breitbeinig, ständig metallisch lachend über ...

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Theater heute Februar 2023
Rubrik: Chronik, Seite 61
von Karin Cerny

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