Die Welt zu den Brettern

Warum wir auch jenseits von Krisen über Publikum sprechen sollten

Theater heute - Logo

Ein Tanz-, Performance- oder Theaterabend ohne Publikum ist entweder eine sehr elaborierte Pointe – oder aber, und das ist wahrscheinlich öfter der Fall, eine mindestens schwierige Sache für alle Beteiligten. Kein Wunder also, dass das leere Theater und das Spiel vor leerem Haus zu den stärksten Angstbildern des Betriebs zählen. Eine hybride Produktion wie Gob Squads «Show Me a Good Time» spielt diese Angst live in sowie mit einem leeren Theater durch und zieht gerade hieraus ihre Faszinationskraft für ihr digitales Publikum.

Oder wie einer der Performer sagt: «This is what an empty theatre sounds like.» 

Während der Coronapandemie wurde durch die notwendige physische Abwesenheit des Publikums aber nicht nur eine Angst real, sondern auch die Frage nach dem Verhältnis und Verständnis von Darstellenden Künsten und Publikum aktueller denn je. Und vielleicht hängt dies damit zusammen, dass, wenn der Sound des Betriebs ausfällt, nicht nichts zu hören ist, sondern, ähnlich wie in John Cages «4‘33‘‘», mindestens eine ganze Welt in ihrer Vielfalt und Differenz hörbar wird. 

Ohne alte Diskussionen über Stadttheater und Freie Szene aufzuwärmen, lässt sich feststellen, dass die letzten zwei ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Februar 2023
Rubrik: Kolumne, Seite 71
von Holger Bergmann

Weitere Beiträge
Wenn die letzten Hemmungen fallen

Ein Kollegium von Lehrern, ein Typ schrulliger als der andere, stellt Antú Romero Nunes auf die Bühne und lässt es zum Spielen los. Shakespeares «Der Sommernachtstraum» ist der Liebling aller Laientheater – da spielt im Basler Schauspielhaus eben eine Laientruppe aus Lehrern. Und zwar nicht nur die Handwerker-Szenen, wohlgemerkt, sondern alles: Athener Hof und...

Elfriede Jelinek: SONNE / LUFT

I. SONNE, LOS JETZT!

Was ist das, was da durch den Raum jagt, das bin doch nicht ich! Schauen wir mal nach, darunter kräuselt sich die Flut, Berge gibt es auch, ja, alles unter mir, ich bin es. Die Sonne tönt nach alter Weise in Brudersphären Wettgesang. Die Reise ist mir vorgeschrieben, obwohl ich an meiner Wanderung nicht schuld bin. Ich bin ein fixer Stern,...

Anklagen und Selbstanklagen

Es ist zu spät», singen die sieben Schauspieler:innen in vollendetem chorischen Wohllaut gleich zu Beginn von «Sonne, los jetzt!», wenn sich der rote Vorhang hinter ihnen schließt. Üblicherweise öffnen sich rote Vorhänge zu Vorstellungsbeginn, in Zürich geht dagegen zunächst abrupt das Licht aus; erst nach Minuten der Dunkelheit erglüht dann doch eine riesige, bald...