Die Friedensverwöhnten
«Ich erinner’ mich nicht gern – an – schlimme Dinge, schlimme Dinge, schlimme Dinge …», hallt es durch den Giebelsaal. Im Dachgeschoss des Historischen Museums durchmisst ein sechsköpfiger Chor junger Erwachsener die Ausstellung, eilt zwischen herabhängenden Leinwänden, Tischen, Mobiliar hindurch.
Fotos, Transparente und Audiospuren erinnern beispielsweise an antifaschistische Aktionen von Eintracht Frankfurt, an «Die Freundin – the ideal friendship maga -zine», ein Magazin über lesbisches Leben, das von 1924 bis 1933 erschien, und an den Klassiker der schwarzen Pädagogik, Johanna Haarers «Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind».
Für «Erinnern verändern. Fragile Verbindun - gen #3» haben sich die Performer:innen des Jun -gen Schauspiels vom Schauspiel Frankfurt damit ausein -andergesetzt, wie Erinnerung wirkt – über Generationenund Ländergrenzen hinweg. Ausgangspunkt ihrer Ausein -andersetzung: Die Ausstellung «Spurensuche im Heute», in der 38 Frankfurter:innen Dinge, Orte oder Situatio -nen thematisieren, die heute noch Verbindungen zum NS-Regime schaffen. Ayse Alatas, Joel Brahm, Jonas Garnatz, Jared Afework Gebru, Livia Jarnagin, Svenja Kaiser und Louis Umbach haben diese ...
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Theater heute 6 2022
Rubrik: Chronik, Seite 55
von Esther Boldt
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