Der Tod der Drittelbraut

Roland Schimmelpfennigs dritter Roman, ein halluzinatorischer Berlin-Trip

Da ist dieses Tattoo auf dem Rücken einer Toten, das eher ein Gemälde sich rankender Pflanzen zu sein scheint. Dann diese Technoszene und eine Menge Drogen, verbunden mit dem seltsamen Gefühl, am nächsten Tag nicht zu wissen, was in der Nacht zuvor los war. Das mit dem Vergessen funktioniert zwar auch mit Rotwein, ist aber längst nicht so sexy wie ein Absturz mit Crack, Crystal Meth, Heroin, Kokain oder Ecstasy.

 

Die Frauenleiche im Landwehrkanal zum Beispiel, die dort etwas mehr als ein Jahrhundert nach Rosa Luxemburg im Wasser treibt, könnte eine real existierende Tote sein, vielleicht ist sie aber auch nur die halluzinatorische Ausgeburt eines Hirns, das sich auch deshalb so gut mit Drogen auskennt, weil es im Körper eines Drogenfahnders steckt. Tommy, so sein Name, steht demnächst selbst vor Gericht und hat gerade nicht wirklich was zu tun, außer sich Techno Beats und einem Berlin hinzugeben, das so divers und multiethnisch ist, wie es München nie wird sein können. 

Der Mann, dessen Polizistenehre sich im Drogenrausch verflüchtigte, hat mit kolumbianischen Zeichnerinnen, kroatischen Dachdeckern, syrischen Informatikern, indischen Feuerspuckerinnen und russischen Mystikern zu ...

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Theater heute Juni 2021
Rubrik: Bücher, Seite 33
von Jürgen Berger

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