Der Warnruf

Zum Tod des schwedischen Dramatikers Lars Norén (1944–2021)

Bekannt wurde Lars Norén im deutschsprachigen Raum mit wüst-verklemmten Zimmerschlacht-Dramen à la «Wer hat Angst vor Virginia Woolf». Sie hießen «Nachtwache», «Dämonen» oder nicht weniger düster «Nacht, Mutter des Tages» und wurden mit hochkarätiger Besetzung – zum Beispiel Gert Voss und Kirsten Dene – von Claus Peymann oder Alfred Kirchner noch im Bochumer Schauspiel Mitte der 1980er Jahre aufgeführt.

Das Thema war stets das gleiche: selbstzersetzendes bürgerliches Personal in hochgezüchteten, alkoholgetränkten Ehe- und Beziehungshöllen, das keinen verbalen oder sonstigen Untergriff ungenutzt vorbeiziehen lässt. Strindberg ließ grüßen, aber möglichst knallig vom Boulevard her: reißerische Blicke hinter Wohlstandsfassaden. Peter von Becker schrieb damals in dieser Zeitschrift: «Es soll halt alles irgendwie schon sehr manisch, klaustrophobisch, gespensterhäusisch zugehen.» (TH 12/1984)

Schon damals wirkten die Stücke angesichts ihrer amerikanischen Vorbilder oder der Filme von Ingmar Bergman etwas nachgeholt, aber trotzdem psychologisch einigermaßen immergrün. Jede Gesellschaft hat die Probleme, die sie verdient. Nach anfänglichen Aufmerksamkeitserfolgen wurde es um Norén Anfang ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute März 2021
Rubrik: Magazin, Seite 59
von Franz Wille

Weitere Beiträge
Suchlauf 3/21

5./FREITAG 20.15, 3sat: Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe (1/3) 
Fernsehfilm (Österreich/Deutschland 
2017) von Andreas Prochaska, mit Christa Théret, Jannis Niewöhner, Alix Poisson, Jean-Hugues Anglade, Miriam Fussenegger 
21.45, 3sat: Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe (2/3) 21.45, 3sat: Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe (3/3)

7./SONNTAG...

Impressum 3/21

Die Theaterzeitschrift im 62. Jahrgang
Gegründet von Erhard Friedrich und Henning Rischbieter

Herausgeber
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin

Redaktion
Eva Behrendt, Franz Wille (V.i.S.d.P.)

Redaktionsbüro
Martin Kraemer

Gestaltung
Christian Henjes

Designkonzept
Ludwig Wendt Art Direction

Redaktionsanschrift
Nestorstr. 8–9, 10709 Berlin,
Telefon 030/25 44 95 10,...

Im Jahr der Finsternis

«Theater heute» möchte etwas über die Situation der Theaterszene in Israel erfahren. Nein – nicht etwa infolge der letzten sogenannten Initiative deutscher Kulturschaffender, in deren Rahmen sie das moralische Recht verfechten wollen, sich hemmungslos anti-israelisch zu äußern, ohne sich gleichzeitig des Antisemitismus bezichtigen lassen zu müssen. Die Aktion...