Im Jahr der Finsternis

Drei Lockdowns haben das Theater in Israel schwer getroffen, aber nicht zum Verschwinden gebracht. Ein Rückblick

«Theater heute» möchte etwas über die Situation der Theaterszene in Israel erfahren. Nein – nicht etwa infolge der letzten sogenannten Initiative deutscher Kulturschaffender, in deren Rahmen sie das moralische Recht verfechten wollen, sich hemmungslos anti-israelisch zu äußern, ohne sich gleichzeitig des Antisemitismus bezichtigen lassen zu müssen. Die Aktion verhallte ungehört im israelischen Kulturbetrieb, der es gewohnt ist, selbst «Israelkritik» zu üben, besonders jetzt, wo seit dem 15. März letzten Jahres 150.000 sogenannte Kulturbetriebsbeschäftigte zu Hause sitzen.

In der israelischen Theaterszene läuft seither praktisch nichts. Alle Vorhänge wurden zugezogen, alle Bühnen verdunkelt, alle Zukunftspläne verschoben, wenn nicht komplett eingestellt. Ende des Berichts. 

Vielleicht doch nicht ganz. Ich treffe mich mit Maya Cohen, der fleißigen Kulturressort-Chefin der berüchtigten Tageszeitung «Israel Hayom» («Israel heute»), die hierzulande in einschlägigen Kreisen als Propagandamittel Netanjahus geringgeschätzt wird. Ja, ich wollte mich zuerst mit dem Kulturreporter des liberalen «Haaretz» verabreden, aber gerade diese Zeitung hat gerade diese Stelle gekürzt. Ausgerechnet die ...

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Theater heute März 2021
Rubrik: International, Seite 20
von Avishai Milstein

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