«Paria, lumpen, mercenaria»
Ich habe es nie verstanden, als sie einmal zu mir sagte, sie wolle nie wieder das Land betreten, in dem sie geboren wurde. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf. Ich wusste nicht, ob es schlicht eine Flucht war, ob es ums Überleben ging, oder ob es nur der Versuch war, einen Schlussstrich zu ziehen.
Oder machte es am Ende doch Sinn, nie wieder nach Hause zurückzukehren? Versuche ich, in einem Gelände Tritt zu fassen, in dem feste Schritte unmöglich sind? Ein Terrain, in dem der einzige feste Schritt darin bestehen kann, sich bewusst zu machen, dass es eben keinen festen Boden gibt, sondern nur Abgründe?
Meine Freundin singt ein Lied, am 27. November 2020, vor dem Kulturministerium in Havanna. Hunderte von Künstlern und Intellektuellen treffen sich dort. Einige können nicht kommen, weil die Geheimpolizei das Gelände abgesperrt hat oder sie vom Pfefferspray neutralisiert wurden. Aus dem fernen Berlin verfolge ich jedes einzelne Detail. Seit drei Tagen habe ich nicht mehr geschlafen. Sorgfältig höre ich mir jede der Nachrichten an, die meine Freundin mir schickt. Sie hat Angst, verprügelt zu werden. Sie sagt: Ich habe auch Angst, weil meine Mutter hier ist, und ich nicht will, dass ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Februar 2021
Rubrik: International, Seite 26
von Ricardo Sarmiento Ramirez
Franz Wille Gestern war die Generalprobe, heute sollte Premiere sein, wann die erste öffentliche Vorstellung von «Come as you are» stattfinden wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Hat sich Fritz Kater auch den Durchlauf angesehen, und wenn ja, was hält er von der Inszenierung?
Armin Petras Fritz Kater war gestern nicht in der Probe. Er interessiert sich nicht...
Come as you are (jokastematerial oder der kapitalismus wird nicht siegen)
© Henschel Schauspiel Theaterverlag 2020
These fragments I have shored against my ruins.
t. s. eliot, the waste land
content
im jahr 2015 ereignet sich die endgültige vertrocknung des landes
ein dichter versucht sein bröckelndes leben neu zu lesen
und schamane seines stammes zu werden
...
Was, wenn die Krise kein Zusammenbruch wäre? Keine Katastrophe, sondern der Anfang von etwas Neuem? Was, wenn die Krise eine Gesellschaft überwinden würde, die gebaut ist auf Abwertung, auf Hass, auf Entfremdung? «Sexualisierte Gewalt, Homophobie, Transphobie!», kann alles weg. Und die neue Welt, die dann beginnt, wäre eine aus cooler Musik, aus Zärtlichkeit und...