10 Uhr: Liegen bleiben
Der radikale Shutdown ist vorüber, die Lockerungen nehmen zu, wir dürfen wieder Kneipen und Cafés besuchen. Von Fernreisen und dem Feiern großer Partys wird dennoch abgeraten. Viele leiden unter dem eingeschränkten Bewegungsradius, aber viele fragen sich auch, ob man nicht irgendeine Einsicht aus dem Shutdown mitnehmen könne, die Krise gar etwas pädagogisch Wertvolles habe. Ob zum Beispiel die Freiheit, jederzeit überallhin reisen zu dürfen, angesichts der ökologischen Lage überhaupt erhaltenswert sei.
Denn plötzlich nehmen wir wahr, dass die Welt auch im Energiespar-Modus noch ganz gut funktioniert, zumindest für uns Privilegierte, die nicht am Existenzminimum ums Überleben kämpfen.
Einen überraschend aktuellen Kommentar zu diesen Überlegungen bietet ein hundert Jahre alter Klassiker, «Das Buch der Unruhe» von Fernando Pessoa. Das umfangreiche, aber handlungsarme Werk besteht aus den Reflexionen des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, der sich so seine Gedanken macht über die menschliche Existenz. Er sitzt tagaus, tagein in seinem Büro in der Rua dos Douradores in Lissabon und zelebriert die Kunst des Raushaltens. Formal ist dieser Roman irgendwo zwischen Tagebuch und ...
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Theater heute August/September 2020
Rubrik: Lektüresommer, Seite 50
von Rebekka Kricheldorf
Vom 23. Juli an hätten die Olympischen Spiele in Tokyo stattgefunden. Wie so vieles andere auch wurden sie vorerst abgesagt. Hier drei Lektüre-Vorschläge für drei ganz verschiedene Reisen in das Land der aufgehenden Sonne.
Beginnen wir mit einem Buch, das mir sehr am Herzen liegt: die «Japanische Chronik» von Nicolas Bouvier. Ursprünglich wollte ich es als Podcast...
Karin Winkelsesser Herr Friedrich, Ihr Entwurf für die Erweiterung des Theaterhauses Stuttgart nimmt sich geradezu bescheiden aus. 2018 hat Ihr Büro die Machbarkeitsstudie für die Sanierung der Städtischen Bühnen in Frankfurt vorgelegt und einen Bedarf von 900 Millionen Euro ermittelt. Ein Neubau wäre wohl sehr viel preiswerter. Sie bemängeln immer wieder die...
Seine populärste Rolle war 1993 der die deutsche Wiedervereinigung ewig bemeckernde Motzki in der gleichnamigen Fernsehserie von Wolfgang Menge. Jürgen Holtz war in dieser komischen Rolle besonders überzeugend, weil hier ein mit allen Wassern gewaschener echter Herzensossi den Besserwessi verkörperte. Alle Rollen, ob Könige, Arbeiter oder Wissenschaftler, spielte...