Post-Internet Performance
Als Treffpunkt schlägt Alexander Giesche das «sphères» vor, eine Mischung aus Café, Bühne und Buchladen am Rande des Zürcher Industriequartiers. Die Gegend macht einen räudigen Eindruck, Ausfallstraßen, ein Straßenbahndepot, schmucklose Bürohäuser. Aber man sollte sich nicht täuschen: Das Industriequartier ist schon längst konsequent verhipstert. Google hat hier vor einem Jahr seinen Europa-Hauptsitz bezogen, die Hochschule der Künste residiert ein paar Schritte entfernt, ein ehemaliges Brauereigelände beherbergt unter anderem die Kunsthalle und die Galerie Hauser & Wirth.
Warum treffen wir uns hier? «Ich mag solche Zwischenräume», lacht Giesche. «Und ein Ort, der Bücher anbietet, ist nie schlecht. Außerdem ist das ein Ort im Werden, eine Mischung aus Gastgeberschaft und eine Einladung zum Austausch.»
Orte sind wichtig für Giesche. Orte, Räume, Landschaften: Das Theater des Enddreißigers ist im Grunde ein Durchstreifen von Räumen. Er schafft «Landschaften und Atmosphären, poetische Situationen, die die Zuschauenden in einen anderen Rhythmus versetzen, und Bildwelten, die alltägliche Dinge anders, seltsam, schön erscheinen lassen», wird er auf der Website des Zürcher ...
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Theater heute Juni 2020
Rubrik: Akteure, Seite 40
von Falk Schreiber
Paris, nach der Apokalypse. Ein humanoider Roboter spielt in der Pariser Garnier-Oper den Hauswart und mehr. Er putzt und fegt, staubt Büsten ab, stimmt einen Flügel ... Am Abend setzt er sich in den Saal, zückt eine Fernbedienung. Das Hologramm einer Tänzerin flackert auf der Bühne auf. Zu den Klängen einer Geisterballade schwebt die Danseuse étoile Amandine...
Normalerweise ist das Trendsetting ja die Königsdisziplin im Kulturbetrieb. Nichts steht höher im Kurs als der sogenannte seismografische Abend, der gesellschaftstektonische Binnenkräfte schon längst ästhetisch durchreflektiert hat, bevor sie weithin sichtbar an die Oberfläche treten.
Auf die prophetischen Qualitäten des Festivals «Spy on Me #2» im Berliner Hebbel...
Petitionen, Demonstrationen, Blockaden, Polizeigroßeinsatz, Hubschrauber gar … Am Ende wurden die Aufführungen von Brett Baileys Performance-Installation «Exhibit B» (2012) mit ihren expliziten Bildanleihen bei Völkerschauen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts im September 2014 vom Londoner Barbican Centre abgesagt.1 Während die Performance zuvor ohne größeres...