Keine Nacht den Drogen
47000 Tote im Jahr 2017, das ist, als würde eine mittelgroße Stadt aussterben. So manifestiert sich derzeit die so genannte Opioidkrise in den USA. Eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Die Zahl der Suchterkrankungen und -toten ist dort seit Beginn des Jahrtausends dramatisch angestiegen. Die amerikanische Drug Enforcement Administration spricht von einem epidemischen Ausmaß. 80 Prozent der heute Abhängigen sind schlicht durch die Vergabe opioidhaltiger Schmerzmittel süchtig geworden.
So ging es auch Mary Tyrone, der ein minderbemittelter Arzt gegen die unerträglichen Schmerzen bei der Geburt ihres dritten Kindes ihre erste Morphiumspritze verabreichte – allerdings schon Ende des 19. Jahrhunderts. So viel zum Thema Fortschritt.
Nicht nur der Umgang mit der Sucht wirkt bedrückend aktuell in Eugene O’Neills Drama «Eines langen Tages Reise in die Nacht», das im Jahr 1912 spielt und 1940 entstanden ist. Auch die gezeigten Selbstzerstörungsmechanismen kennt jeder, der schon mal irgendwas mit Familie erlebt hat. Um diese sichtbar zu machen, lenken Regisseur Luk Perceval und Dramaturgin Lea Goebel den Blick am Schauspiel Köln auf das Individuum: In Komplizenschaft mit Bühnenbildner ...
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Theater heute Januar 2020
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Cornelia Fiedler
Aufführungen
Im Deutschen Theater Berlin trifft der unermüdlich drehbühnenkreiselnde Ulrich Rasche auf Sarah Kanes letztes Stück, den ausweglosen Depressionssog von «4.48 Psychose». Eher umgekehrt sucht Susanne Kennedy in «Ultraworld» an der Volksbühne Berlin nach einem Modell für die Welt und die Bewusstwerdung eines Menschen. Sowohl Johan Simons in Bochum als...
Man sitzt auf rotem Samt im Cuvilliéstheater, feinstes Rokoko aus dem 18. Jahrhundert, vorrevolutionär versteht sich, als Fürsten die Kunst gern noch zum Spiegel ihrer Herrlichkeit erklärten. Auf der Bühne vorn an der Rampe aufgereiht vier rote Polsterstühle wie in den Logen, dahinter schwebt eine dunkle Wand, mindestens fünf mal fünf Meter, aus...
Keine untergehende Berufsgruppe, Partei oder Gesellschaft, die sich nicht wunderbar in der Eigentümerin des «Kirschgartens» spiegeln ließe! Zwar ist die Ranjewskaja mehr als pleite, aber eben auch reich gesegnet mit der Grundarroganz verarmter Aristokraten. Dass ihr Gut versteigert wird, steht zwar unmittelbar bevor, kann aber dessen ungeachtet eigentlich gar nicht...
