Politik der Gefühle

Martin Kušej inszeniert Kleists düsteres Germanen-Drama «Die Hermannsschlacht» am Wiener Burgtheater als Geburtsstunde des Faschismus

Theater heute - Logo

Zu Beginn eine Szene, die an die US-Serie «True Detective» erinnert: Taschenlampen erhellen den dunklen Bühnenraum, geben den Blick frei auf eine unheimlich drapierte Frauenleiche. Eindeutig ein Ritualmord: ausgeweidet wie ein Tier, mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf und Runenzeichen am nackten Körper. «Fesseln, Stiche, Folter, nirgends Blut», stellen die beiden Ermittler fest: «Es wird, da bin ich sicher, noch Schlimmeres geschehn.» 

Seltsam nur, dass sich Forensiker und Ermittler auf Lateinisch unterhalten (mit deutschen Übertiteln).

Aber schließlich befinden wir uns auch nicht in Lousiana, sondern im Teutoburger Wald. Heinrich von Kleists düsteres Germanen-Drama «Die Hermannsschlacht» (1808) handelt vom historischen Kampf der Römer gegen die deutschen Stammesfürsten; zur Entstehungszeit war das Stück nur unschwer als Reaktion des Autors auf die Niederlage Preußens gegen Napoleon zu dechiffrieren: Mit den Römern waren die Franzosen gemeint, die von Hermann angeführten germanischen Stämme bezeichneten Preußen und Österreich. 

Nach etlichen Übernahmen aus dem Münchner Residenztheater gibt Martin Kušej damit seinen Einstand als Regisseur am Burgtheater. Eine überraschende Wahl, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Januar 2020
Rubrik: Aufführungen, Seite 10
von Karin Cerny

Weitere Beiträge
«Ich habe kein Vertrauen mehr in Politiker»

Theater heute Wenn man die biografischen Texte in «Die Abschaffung der Familie» liest, könnte man denken, die Republik Moldau ist nur einen kleinen Schritt vor der Hölle: extrem verarmt, brutal patriarchalisch und ohne funktionierenden Rechtsstaat. 

Nicoleta Esinencu Ganz und gar nicht. Ich sehe dasselbe hier. Wir leben doch alle in patriarchalischen...

Last Exit Religion

Im Anfang ist da nur dieses eine Wort. Klingt natürlich im Englischen viel charmanter, und noch charmanter klingt es, wenn es aus dem Munde eines echten Gentleman herausströmt wie ein Stück Sahnecremetorte. Und genau so ist auch der Auftritt von Sir Henry zu Beginn von «Howl» in der Volksbühne Berlin: Im eleganten Anzug, auf dem Haupt einen schicken schwarzen Hut,...

Daten (1/2020)

Aachen, Grenzlandtheater
26. Schmitt, Enigma

R. Daniel Kuschewsk 

Aachen, Theater
10. nach Jensen, Adams Äpfel

R. Sebastian Martin
18. Bowie und Walsh, Lazarus
R. Christian von Treskow 

Aalen, Theater der Stadt
25. Benzine, Der Zorn der Feiglinge

R. Tina Brüggemann  

Altenburg Gera, THeater
24. Kressin, Als der Herzog über den Herzog herzog

R. Caro Thum (Gera)
29. nach...