Festival: Stadt im Rausch

Bakterienangeln und Zungenbrechen beim 3. Flurstücke Festival in Münster

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Agathe zuckt schon ein wenig. Lasziv liegt die 16 Meter große schwarze Frau im gelben Kleid am Aasee in Münster und wartet, dass sie fertig aufgepumpt ist. Seufzend wälzt sie der Wind zur Seite. Gleich wird eine Sängerin ihr eine Stimme geben, dann ist die Erweckung von «Punch Agathe Münster Mash» für heute vollendet. Seit Jahren zieht die Stuttgarter Künstlerin Stefanie Oberhoff/Gütesiegel Kultur mit der luftigen Riesenskulptur um die Welt, entwickelt sie mit kongolesischen, aus­tralischen, schwedischen Künstlern weiter – ein ganzes Universum ist um sie entstanden.

Immer weiter verzweigt sich Agathes mythische Biografie, deren Ursprung in der Zuschauerpartizipa­tion liegt – die einst gemeinsam in eine Suppenschüssel spuckten, um das trübe Ergebnis in ein Nilpferd, quasi das Agathe-Baby, zu initiieren, das gerade feierlich von Zuschauern und Künstlern herangetragen wird. 

Interdisziplinärer Kraftakt

Die tägliche, mit großem, etwas albernen Kunst-Ernst betriebene Prozession ist nur eins der Ereignisse, die bei den 3. Flurstücken in Münster die Atmosphäre der Studentenstadt für vier Tage spürbar verändern: Das Festival für Theater, Tanz und Performance im öffentlichen Raum taucht ...

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Theater heute Oktober 2019
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Dorothea Marcus

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