Machos und Mythos

Entdeckungen und Enttäuschungen im Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele

Theater heute - Logo

Die Salzburger Festspiele standen in diesem Jahr unter einem konzeptionellen Bogen: Antike Mythen wie die von Ödipus, Medea oder Orpheus wurden auf ihre Relevanz für die Gegenwart untersucht. Seltsamerweise aber galt das Motto offenbar nur für das Musiktheater, im Schauspielprogramm waren davon allenfalls Spurenelemente auszumachen.

Das hatte vermutlich zwar ganz banale Gründe – dass im Schauspiel überwiegend Koproduktionen gezeigt werden, macht die Spielplangestaltung bestimmt nicht ein­facher –, ist jedenfalls aber bezeichnend für den untergeordneten Stellenwert des Sprechtheaters in Salzburg. Wir machen einen Mythos-Schwerpunkt, haben aber keine griechische Tragödie im Programm? Egal, nicht so wichtig. 

Als erste Schauspielpremiere inszenierte Thomas Ostermeier, in Koproduktion mit der Schaubühne am Lehniner Platz, im Landestheater eine Adaption von Ödön von Horváths «Jugend ohne Gott». Der 1937 erschienene Roman handelt von einem Lehrer, der nach einem ideologisch nicht NS-konformen Kommentar von seinen politisch radikalen Schülern unter Druck gesetzt wird; als der Lehrer die Klasse später auf ein paramilitärisches Zeltlager begleitet, macht er sich indirekt mitschuldig am ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Oktober 2019
Rubrik: Festivals, Seite 10
von Wolfgang Kralicek

Weitere Beiträge
Dunkle Räume

Darkroom 1: Dunkelheit

Ich bin noch nie in einem Darkroom gewesen, dachte ich jedenfalls, bis ich einer Diskussion in einem Berliner Theater zuhörte. Einer der Teilnehmenden auf dem Podium schilderte seine Erfahrungen in queeren Sexräumen, und je mehr er erzählte, desto klarer wurde mir, dass ich die längste Zeit meines Erwachsenenlebens genau dort verbracht...

Hamburg: Wenn Täter Opfer rächen

Irgendwo im Tschetschenien des Jahres 1995, irgendwo in der blinden Wut des Kriegs haben General Alexander Orlow und drei Mittäter ein Dorfmädchen brutal geschändet. Diese Vergewaltigung mit Todesfolge bildet die Kernszene in dem jüngsten Roman von Nino Haratischwili. Von hier aus wirft die georgisch-stämmige Autorin ihre Erzählung weit vor und zurück, in ein...

Failure of rationality, or an end of happiness

As I’m writing this, I’m anxious. There’s a protest earlier today, on 1st September, Sunday. The protest targets at the Hong Kong International Airport and aims at shutting down it, just by a large number of people standing there. Protesters are armless, only some of them are equipped with protective gears like helmets and gas masks, etc. Nevertheless, they are...