Die Liebe in den Zeiten des Quotenfernsehens

Ein Gespräch mit dem «Flucht und Vertreibung»-Produzenten Joachim Kosack über die Frage, ob historische Stoffe das Gleitmittel Liebe brauchen

Theater heute - Logo

Die amerikanische «Luftbrücke» hatte Berlin im Auftrag von Sat.1 gerettet, RTL war für «Die Sturmflut» von Hamburg verantwortlich, das ZDF organisierte die Bombardierung von «Dresden»: Gleich dreimal hintereinander erzielte die Berliner Filmfirma «Teamworx» im letzten Winter mit aufwändig inszenierten Historienstoffen Millionenquoten. Dabei hatten die Autoren dieser Großproduktionen ihre aufklärerische Geschichtsstunde jedes Mal mit einer dramatischen Liebesgeschichte nach dem Prinzip «Eine Frau zwischen zwei Männern» verbunden.

Achselzuckend nahm die Fernsehöffentlichkeit zunächst die grundlegende ästhetische Verschiebung historischer Stoffe ins Melodramatische hin.

Mit einer Mischung aus Staunen und Ehrfurcht vermeldete man die sich steigernden Quotenrekorde wie der Deutsche Seewetterdienst den Wasserstand («Luftbrücke»: 11 Mio.; «Sturmflut»: 12 Mio.; «Dresden»: 13 Mio.) – und dass «Teamworx» den selbst geschaffenen Trend zum Historienfilm noch in diesem Jahr mit einer weiteren ARD-Produktion fortsetzen werde. Schließlich löste das Antikriegsdrama «Dresden» (ZDF) aber doch noch eine heftige Kritikerdebatte über die Frage aus, wo die Grenzen der Emotionalisierung historischer ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juni 2006
Rubrik: Medien/TV, Seite 72
von Klaudia Wick

Vergriffen
Weitere Beiträge
Mal was ganz Verrücktes

Anfang der siebziger Jahre bestand das französische Paradies noch aus Fleisch. Marco Ferreris Skandalfilm «Das große Fressen» (1973) legt davon eindrucksvoll Zeugnis ab: In einer verlassenen Vorstadtvilla erschaffen vier Männer in den besten Jahren, dargestellt von den Stars des franco-italienischen Kinos, ein Schlaraffenland aus Nacktem und Gegrilltem. Ein...

Natural born Performer

Samuel Finzi, der Tänzer, der Clown, der Musiker unter den deutschen Schauspielern. Der Elegante. Der Zauberer. Als Iwanow zeigt er, wie eine Figur auf offener Bühne verschwindet, obwohl sie körperlich anwesend bleibt. «Wie machen Sie das?», fragte Henning Rischbieter ihn nach der Premiere anerkennend, und das ist etwas, worauf der 40-Jährige wirklich stolz ist....

Karibiktheater in Hanglage

Beim Studium des Stadtplans meint man, auf ein Patchwork mit blinkenden Einzelteilen zu blicken. Die «Barrios» etwa sehen aus, als signalisierten sie in roter Farbe, dass man die wie Wespennester an den Steilhängen von Caracas klebenden Armenviertel auf keinen Fall betreten sollte. Derart abgeschottete Armutsenklaven finden sich allerdings auch in reicheren...