Vor den Vätern erben die Töchter
Dieser Krieg der Generationen ist schon entschieden. Gewinnerin ist die zehnjährige Alegra, die ihre Familie so unter der Fuchtel hat, dass sie nach Opas Tod direkt die Wohnung erbt und die Eltern nun quasi bei ihr wohnen. Solche Gewinner zu hassen ist freilich leichter, als diesen Hass so zu formulieren wie Biljana Srbljanovic: «Es ist vielleicht wirklich nicht nett von mir, so oft zu wiederholen, dass das Mädchen widerlich ist», heißt es in einer der Regieanweisungen, deren lakonisch-distanzierte Komik sich zunächst nur dem Leser von Srbljanovics Stück erschließt.
Im Kammertheater des Stuttgarter Staatsschauspiels jedenfalls sieht man bei der deutschen Erstaufführung von «Heuschrecken» vor allem die Betonung von Alegras Widerlichkeit: Altersgerecht besetzt, spielt die kleine Marie Laws das intrigant-zickige Engelsgesicht, das unter Anleitung seiner dumm-gierigen Mutter Dada (Lisa Wildmann) seine ganze Umgebung zu Untergebenen macht, so stimmig nervend, dass man sich um die Jungdarstellerin glatt Sorgen machen könnte.
Dem Rest des Ensembles dürfte nicht nur aus professioneller Routine die Distanz zu den Figuren leichter fallen, setzt doch die Regie von Barbara-David Brüesch auf ...
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