Ein Fall für die Bühne
Einar Schleef war ein Kerrrl, groß, stämmig, kompakt. Er prägte sich ein als eine kräftige Einheit, strahlend von Energie. Jeder Auftritt von ihm war eine Ankunft. In ihm hausten viele Kerle: ein Zeichner, ein Maler, ein Fotograf, ein Bühnenbildner, ein Kostümdesigner, ein Regisseur, ein Choreograf. Dazu: ein Musiker, ein Schreiber, ein Schriftsteller, ein Dichter. Dazu: ein sturzgeschädigter Junge, liebessüchtig, mit Lügen auf Wahrheitssuche. So durchtobt im Innern war er ein angstverstörter Sucher nach sich selbst.
Selbstdarsteller zuletzt – in Nietzsches Gestalt; es war schon die Maske des Todes. Seine Außerordentlichkeit durchrüttelte die Kunst am Ausgang des letzten Jahrhunderts und leuchtet in dieses.
Schleefs Tagebücher enthalten die Brandspuren seines Lebens. Was mit ihnen aus der Dunkelkammer seines Daseins hervorkommt, ist Bericht von dem Versuch, seinem Sangerhausen zu entfliehen, die große Stadt Berlin, das sozialistische halbe wenigstens, zu erreichen und dort Zukunft an sich zu reißen. «Ostberlin» steht rotgedruckt am Rand des Buchdeckels. Ostberlin ist die zweite Station seines Lebens: Aufenthalt dort zwölf Jahre, 1964 bis 1976, Ulbricht/Honeckerzeit im Osten, ...
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Natürlich führt der Weg nach Potsdam an diesem Abend über Berlin. Wer was zu sagen haben will hinterher, hat als Wegzehrung natürlich jene Fassung von Henrik Ibsens unverwüstlicher «Hedda Gabler» dabei, die Thomas Ostermeier in dieser Spielzeit bereits für die «Schaubühne» fertigte; und die zum Theatertreffen eingeladen wurde. Weil aber das so ist und jeder um...
Am Ende vom «Dickicht der Städte», kurz vor dem Einstieg in das Dickicht des Brecht-Abends an der Volksbühne, kommt kurzzeitig so etwas wie Wettkampfstimmung auf: Die dagebliebenen Zuschauer buhen und fletschen die Zähne; die Schauspieler tänzeln aus der Applausordnung, johlen und recken die Fäuste wie Knockoutfighter, die einen laschen Punktsieg gelandet haben....
Am Ende verschwindet die Hauptdarstellerin im Wald. Das kann man ruhig erzählen, obwohl es sich um einen Spannungsfilm handelt. Denn dieses Ende entscheidet nicht wirklich etwas (und außerdem ist es nicht ganz das Ende). Wie von unsichtbaren Bändern gezogen, geht die junge, schöne, akkurat zurechtgemachte Empfangskraft eines einsamen Hotels spät abends plötzlich...