Die Lust und das Leid
Eine Uraufführung in Fortsetzungen: Erst die dritte Inszenierung bringt sie zum Abschluss. Zunächst die falsche Kombination (Bruno Ganz und Claus Peymann, das konnte nicht gut gehen, Abbruch der Proben). Dann der richtige Regisseur (Luc Bondy), aber in der fremden Sprache (Uraufführung auf Französisch in Paris), dann der richtige Ort (Berlin), aber der falsche Regisseur (Thomas Langhoff, deutschsprachige Erstaufführung), und nun der richtige Schauspieler (Bruno Ganz) – aber irgendetwas war auch falsch.
Diese kurze, aber verwickelte Aufführungsgeschichte zeigt die Attraktivität und die Schwierigkeit von Botho Strauß’ neuester Shakespeare-«Übermalung». In Paris geriet die Aufführung in die Phase der Rebellion der Migranten-Jugend der Vorstädte, in Berlin war sie ein Vorläufer der Debatte über die unmäßige Blutrünstigkeit des deutschen Stadttheaters im Gefolge des Falles Stadelmaier. Empörung und Zuschauerproteste waren an beiden Orten die Folge. Und auch die Bochumer Inszenierung scheint indirekt ein Opfer dieser Umstände zu sein. Zu den Skandalkaspern und Provokateuren vom Dienst will Elmar Goerden nun mal nicht gehören. So wird die Gewalt, die das Stück so nachdrücklich und ...
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Franz Wille «Heuschrecken», Ihr neuestes Stück, kann man als Fortsetzung der «Belgrader Trilogie» und «Familiengeschichten. Belgrad», den Serbien-Stücken von Mitte und Ende der neunziger Jahre, lesen. Seitdem ist viel geschehen. Milosevic ist tot, die EU wächst und wächst, Serbien ist ein – na, fast – demokratischer Staat. Alles hat sich bestens entwickelt?
Biljan...
Dieser Krieg der Generationen ist schon entschieden. Gewinnerin ist die zehnjährige Alegra, die ihre Familie so unter der Fuchtel hat, dass sie nach Opas Tod direkt die Wohnung erbt und die Eltern nun quasi bei ihr wohnen. Solche Gewinner zu hassen ist freilich leichter, als diesen Hass so zu formulieren wie Biljana Srbljanovic: «Es ist vielleicht wirklich nicht...
Beim Studium des Stadtplans meint man, auf ein Patchwork mit blinkenden Einzelteilen zu blicken. Die «Barrios» etwa sehen aus, als signalisierten sie in roter Farbe, dass man die wie Wespennester an den Steilhängen von Caracas klebenden Armenviertel auf keinen Fall betreten sollte. Derart abgeschottete Armutsenklaven finden sich allerdings auch in reicheren...