Kinder-und Jugendtheater: Jenseits von Hotzenplotz
Das Hamburger Produktionshaus Kampnagel hat ein Herz für marginalisierte Theaterformen: Postmigrantisches Theater passt in die Kampnagel-Praxis der queeren Performance ebenso wie inklusives Theater. Marginalisiert ist auch Kinder- und Jugendtheater. Jeder weiß, dass man es braucht, um eine jüngere Generation an die Darstellende Kunst heranzuführen, dennoch wird es oft als lästige, ressourcenfressende Pflicht verstanden, auf die bei aller Unverzichtbarkeit wenige Theater wirklich Lust haben.
Bis auf Kampnagel.
Weswegen sich das Produktionshaus mit dem kleinen Fundus-Forschungstheater zusammengetan hat, das seit Jahren in diesem Bereich Pionierarbeit leistet, um kurz vor der Spielzeitpause ein «Festival für transgenerationelle Öffentlichkeiten» namens «Dangerous Minds» zu stemmen. Eine «gesellschaftliche Revolution vom Kind aus» anstoßen möchte Dramaturgin Anna Teuwen, was ein Kampnagel-typisch allumfassender Anspruch ist, den ein Minifestival natürlich nicht annähernd einlösen kann. Bis auf Weiteres reicht es schon, eine Vision zu formulieren, was Kindertheater überhaupt ästhetisch will, jenseits des Kanons von «Kleiner Hexe» bis «Räuber Hotzenplotz».
Angewandtes Kaputtmachen ...
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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Magazin, Seite 58
von Falk Schreiber
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