Jan Klatas Inszenierung von Ibsens «Volksfeind» am Stary Teatr in Krakau; Foto: M. Hueckel/Dialog-Festival Breslau

Festival: Der polnische Weg

Das Dialog-Festival in Wroclaw widersteht den Zensurbemühungen der PiS-Regierung

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Es ist eine alte Tradition des Festivals, dass sich der thematische Leitgedanke erst ergibt, wenn alle Produktionen eingeladenen sind», erklärt Programm-Direktor Tomasz Kirenczuk im Gespräch. Diese Vorgehensweise hat sich auch in diesem Jahr bewährt. Passender als «Weiter! Aber wohin?» hätte das Motto der 9. Ausgabe des internationalen Theaterfestivals Dialog, das Ende 2017 im polnischen Wroc­law (Breslau) stattfand, kaum sein können.



Genau 18 Tage vor Festivalbeginn stand das Fragezeichen allerdings plötzlich − wenn auch nach den mittlerweile vielfältigen Zensurbe­mü­hungen seitens der polnischen PiS-Regierung nicht überraschend − bereits hinter dem «Weiter». Das polnische Ministerium für Kultur und nationales Erbe hatte seine Förderung über 500.000 PLN (120.000 Euro) kurzfristig abgesagt. Neben Ibsens «Volksfeind» aus dem Repertoire des frisch entlassenen Intendanten des Krakauer Nationaltheaters Jan Klata, Marta Górnickas chorischer Nationalismuskritik «Hymn to Love» (vgl. Th 8-9/17) und der im Anschluss in Dresden mit dem Fast-Forward-Nachwuchsregiepreis ausgezeichneten Performance «Jeden gest» von Wojtek Ziemilski hatte Kirenczuks starkes kuratorisches Statement auch auf Oliver ...

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Theater heute Februar 2018
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Anja Quickert

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