Nürnberg: Gib mir ein Like!
Just an dem Tag im März, an dem Bundespräsident Steinmeier sagte, bei einigen «Menschen gerät, wenn sie anonym kommunizieren, die Sprache offenbar schnell außer Kontrolle» und es gebe nicht mehr die Haltung, dass auch der andere Recht haben könnte, stand in der Blue Box des Nürnberger Schauspielhauses Mark Zuckerberg auf der Bühne und flehte eine junge Frau an: «Niemand will leiden, aber nicht alles hängt von mir ab. Ich bin nur ein ganz normaler Junge, der ein Portal gegründet hat, um den Menschen näher zu sein (...
) Jeder träumt davon, dass sein Leiden einen Sinn hat. Dir gebe ich diese Chance. Hilf mir, das Internet zu verbessern, eine bessere Welt zu erschaffen.»
Natürlich war das nicht der echte Facebook-Erfinder, und hätte der in Wirklichkeit solch herzerweichende Sätze gesagt, man hätte es für einen plumpen Werbegag gehalten. Es war nur einer von vier Schauspielern (quicklebendig im fliegenden Persönlichkeitswechsel: Josephine Köhler, Bettina Langehein, Janco Lamprecht, Daniel Scholz), die in der Uraufführung von «Life is loading» auf die Suche nach ihrer verlorenen Identität gehen und sich – wie auch ihren Idealen und schließlich ihrer Würde – immer mehr abhanden kommen. ...
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Theater heute Juli 2017
Rubrik: Chronik, Seite 63
von Bernd Noack
Mai 1945. Mit der Kapitulation Hitlerdeutschlands ist auch für den faschistischen kroatischen Ustascha-Staat der Krieg verloren. Um der Rache der Tito-Partisanen zu entgehen, flüchten die kroatischen Soldaten, begleitet von ihren Familien und anderen Zivilisten, nach Norden, bis über die slowenisch-österreichische Grenze, wo sie sich den britischen Besatzern...
Nachdem vor kurzem die wichtigste liberale Zeitung «Népszabadság» eingestellt wurde und nach dem regimeaffinen Eigentümerwechsel bei mehreren Radio- und Fernsehsendern, gerät die Pressefreiheit – so auch dem Freedom House Report zufolge – in Ungarn in immer größere Gefahr. In den letzten Freiräumen, auf YouTube, Facebook und auf der Straße bei Demonstrationen...
Ein Mann, später noch ein zweiter sowie eine Frau – in einer Verhörsituation. Die immer wieder von Jump Cuts kurz gestörten Bilder sind schwarzweiß (so wie der Film insgesamt), die Delinquenten uns gerade zugewandt. Sie haben geschorene Köpfe, tragen stilisierte graue Jacken, sprechen frontal in die Kamera, jeweils im exakt gleichen Ausschnitt, wie auf einer...