Kaiserslautern: Der Berg schweigt

Thomas Arzt «Der nackte Felsen» (U)

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Menschen in eine Extremsituation zu packen und dann entspannt zuzuschauen, wie sie sich zerfleischen, ist ein Klassiker, von «Geschlossene Gesellschaft» bis «Dschungelcamp». Dramatiker Thomas Arzt wählt für sein Menschenexperiment «Der nackte Felsen» eine raue, lebensfeindliche Hochgebirgslandschaft nach dem Vorbild des Toten Gebirges, einem einsamen Felsplateau in den Ostalpen, nur höher. Hierhin treiben die unnahbare Bergführerin Marie und ihr Kollege Wolf eine Gruppe ambitionierter Adventure-Fuzzis.

Ob diese auf Selbsterfahrung aus sind oder nicht, sie werden das Fürchten lernen.

Die zerklüftete Spielfläche in den Kammerspielen des Pfalztheaters Kaiserslautern wirkt, als hätte Bühnenbildner Oliver Kostecka aus einer senkrechten Betonwand riesige, bedrohlich kantige Puzzleteile herausgelöst. Unwillkürlich versucht man, sie zu einem Ganzen zusammenzusetzen – und scheitert. Teile fehlen, Kanten sind zu schräg, Winkel zu spitz. Die vier Aktivurlauber, leider mehr am Auspowern denn an Semiotik interessiert, ignorieren diese bildliche Warnung des Berggeistes. Sie müssen erst selbst erfahren, dass An-die-Grenzen-Gehen und Blasen an den Füßen nicht unbedingt reparieren können, was ...

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Theater heute Februar 2017
Rubrik: Chronik, Seite 47
von Cornelia Fiedler

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