Die Wahrheit der Geschichte

Wie Dieter Dorn die Kammerspiele verließ – eine Korrektur

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Die Feier des 80. Geburtstags des früheren Kammerspielintendanten Dieter Dorn rief die Erinnerung an einen heftigen Konflikt zwischen Theaterintendant und Kulturpolitik wach, in dem ich nolens volens eine Rolle spielte. Erneut wurde eine Legende erzählt, die auch durch ständige Wiederholung nicht wahrer wird. Da die damaligen Vorgänge durchaus exemplarisch sind, seien sie hier einmal im Zusammenhang dargestellt.

Ich war, kaum im Amt als Münchner Kulturreferent, 1998 mit der Aufgabe konfrontiert, einen Vorschlag für die zukünftige Intendanz der Kammerspiele zu machen.

Also informierte ich mich zunächst beim Oberbürgermeister nach dem Stand der Dinge. Er berichtete mir, dass ihm Dieter Dorn gesagt habe, man solle mit ihm für eine weitere Intendanz nicht mehr rechnen. Er stehe dafür nicht zur Verfügung. Im nächsten Schritt bat ich alle Kultursprecher der im Stadtrat vertretenen Parteien zu einem Vier­augengespräch. Die Akzentuierungen waren unterschiedlich, aber ohne Ausnahme wurde dafür plädiert, nach nun fast 20 Jahren ununterbrochener Intendanz von Dieter Dorn einen Wechsel anzustreben.

Daraufhin traf ich mich mit Dieter Dorn in der «Kulisse». Ich persönlich hatte für die ...

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Theater heute Januar 2016
Rubrik: Theatergeschichte, Seite 68
von Julian Nida-Rümelin

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