Vorsicht, Regie!
Für ein Festival, das auf junge Regie abzielt, wie das heuer zum elften Mal vom Münchner Volkstheater ausgerichtete «Radikal jung», ist diese Produktion in gewisser Weise ein Must-have mit Knock-out-Risiko. «Regie», konzipiert von der Gruppe Monster Truck in Zusammenarbeit mit dem Theater Thikwa, überträgt drei professionellen Performern mit Down-Syndrom die Inszenierungshoheit und entfacht damit ein Kreuzfeuer voyeuristischer Blicke, stellt eingefahrene Hierarchien auf den Kopf oder zumindest in Frage und erzeugt durchaus gemischte Gefühle.
An der Vorgängerproduktion «Dschingis Khan» (ebenfalls bei «Radikal jung» zu sehen) entzündete sich 2012 die Debatte, inwiefern Menschen, die man vor einiger Zeit noch als «mongoloid» bezeichnet hätte und die hier im zitierten Format einer Völkerschau und dirigiert von einer Art pädagogischer Dompteuse nach allen Regeln des Klischees Mongolen darstellen, in einem anderen Sinne «benutzt werden», wie sich ein Kritiker ausdrückte, als «normale» Schauspieler in jeder x-beliebigen Theateraufführung.
«Regie» dreht die Schraube eine Windung weiter, indem die drei nun ihrerseits als Regisseure auftreten und dabei ganz buchstäblich machen, was ...
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Theater heute Juni 2015
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Silvia Stammen
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