Schwarmintelligenz
In einem Schwarm zählt nicht das Schicksal des Einzelnen, sondern nur das der Gemeinschaft. Vögelschwärme fliegen gemeinsam, um sich vor großen Raubtieren zu schützen, jeder übernimmt einmal die gefährliche Position am äußersten Rand. Die Gemeinschaft ist alles, es geht schließlich ums Überleben. So auch in Dürrenmatts fiktiver Gemeinde Güllen, in der die Stadtkasse leer und die Einwohner in dieser Inszenierung buchstäblich bis auf die Unterwäsche pleite sind.
Die Wände und der ansteigende Boden ihrer Stadt sind mit tiefschwarzer Plastikfolie verklebt (Bühne: Susanne Dieringer).
Und damit nicht genug. Auch dieser Schwarm muss sich vor einem Raubtier schützen. Jannek Petri dreht als schwarz geschminkter Panther der alten Heimkehrerin Claire Zachanassian seine Kreise, faucht und lauert zum Angriff und zwingt den Schwarm der Stadtbewohner, gemeinsam ums Überleben zu kämpfen. Wie sie in ihrer Not inmitten der Leichensack-Landschaft gemeinsam den Konradsweilerwald wieder auferstehen lassen, Vogelstimmen imitieren und fröhlich pfeifen, nur um die gar nicht so alte Zachanassian (Sandra Fehmer) an ihre Jugendliebe zu erinnern, gerät Regisseurin Daniela Löffner zu einem der stärkeren ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Januar 2013
Rubrik: Chronik, Seite 48
von Alexander Kohlmann
Wenn alle Schlachten zwischen Mensch und Welt geschlagen sind, dann enden große Erzählungen gern jenseits von Raum und Zeit: im Hinterzimmer des Bewusstseins. So war das in Stanley Kubricks «2001: A Space Odyssey» oder in David Lynchs «Twin Peaks» oder letztens in Sebastian Hartmanns Tolstoi-Adaption «Krieg und Frieden» (s. TH 11/2012), als man mit flimmernden...
Der Ausdruck «das Handtuch werfen» stammt aus dem Boxsport. Ein Boxer wirft das Handtuch, wenn er von den Schlägen des Gegners dermaßen demoralisiert ist, dass er keine Chance mehr sieht, das Match zu gewinnen. Die Metapher lässt sich auf den Fall des Düsseldorfer Intendanten nur bedingt übertragen – die offizielle Diagnose lautet ja: «Burnout» –, und doch fragt...
Wir hätten uns schon geehrt gefühlt, wenn man uns wenigstens mit Informationen auf dem Laufenden gehalten hätte. Dann hätten wir zumindest gewusst, dass wir keinerlei Unterstützung in diesem Land zu erwarten haben», konstatierte der Regisseur Viktor Bodó in einer Videobotschaft der Vereinigung der Unabhängigen Darstellenden Künstler in Ungarn. Der Aufruf, der sich...