Die zwei Enden der Wurstigkeit
PR-Profis würden wahrscheinlich resigniert in sich zusammensacken angesichts der halsbrecherischen Wege, die Frank Castorf – Langzeit-Ikone der zwischenzeitlich ins Schlingern geratenen Avantgarde-Marke Volksbühne Berlin – imagetechnisch so beschreitet. Anfang des Jahres – Castorf hatte gerade seinen Intendanten-Vertrag bis 2016, mithin ins Rentenalter hinein, verlängert – hockte in seiner Kleist-Inszenierung «Die Marquise von O...
» der Schauspieler Sylvester Groth als mauliges Castorf-Alter-Ego auf der Bühne und stöhnte wiederholt in Bert Neumanns Biedermeier-Mobiliar hinein, wie grauenvoll sich die Vorstellung anfühle, hier sage und schreibe noch bis 2016 hausen zu müssen – und das, wo nicht erst seit gestern alles «so sinnlos geworden» sei. Strafverschärfend wurde dazu – nicht das einzige konzeptionstragende Déjà-vu aus glorreichen Uralt-Volksbühnen-Zeiten – Kartoffelsalat mit extra schlaffen Würstchen verzehrt.
Diese, sagen wir mal, über mehrere Stufen hinweg mindestens stark vermittelte Ironie ist nicht nur nicht jedes Imageberaters oder Marketingexperten Sache, sondern setzt definitiv auch beim Durchschnittszuschauer eine gewisse Bereitschaft zur Selbstkasteiung voraus. Was ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Theater des Jahres, Seite 116
von Christine Wahl
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«Das Weiß an den Rändern...