«Nicht einmal ein Wort rührt uns an»
Am 11. März 2011 erschüttert ein Erdbeben der nie verzeichneten Stärke 9,0 den Nordosten Japans. Kurz darauf trifft eine ungeheure Tsunami-Welle auf die Küste.
Am Tag des Bebens wird von 133 Toten berichtet, am Folgetag von 686, nur wenige Wochen später haben sich die Schätzungen auf 28.000 Tote und viele Vermisste erhöht. Mittlerweile spricht man von 120.000 Todesopfern, über 500.000 Menschen wurden obdachlos.
Das wahre Ausmaß der Katastrophe bleibt aber unabsehbar, was vor allem mit der Havarie des Atomkraftwerks Fukushima zusammenhängt, über die die Betreiberfirma Tepco und die japanische Regierung nur lückenhaft informieren. Fünf Monate nach dem Erdbeben muss ein Sprecher von Tepco einräumen, dass die jüngsten Strahlenwerte an der Atomruine so hoch liegen, dass die Skala der verwendeten Messgeräte nicht ausreicht (dpa 4.8.2011).
Es ist vor allem dieses Unabsehbare, noch Verborgene der Katastrophe, das alle in den Stand von Angst und Ohnmacht zwingt und das Elfriede Jelinek wie «eine Verdüsterung, die nie mehr verschwindet» in ihrem neuen Stück «Kein Licht.» umkreist. Die Kontaminierung der physischen Welt, die Strahlung, unsichtbar, unhörbar, die man nicht fassen und nicht ...
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Theater heute November 2011
Rubrik: ESSAY, Seite 9
von Rita Thiele
Was reizt so durchgängig an Ibsens «Nora», diesem ein wenig muffig-kleinstädtischem Emanzipationsdrama einer von ihrem Mann abhängigen Frau aus dem 19. Jahrhundert? In
Kay Voges’ radikal aktualisierter Dortmunder «Nora»-Inszenierung sind bürgerliche Liebeskonzepte unbrauchbar geworden. Es gilt das Gesetz des Warentauschs: Die Frau gibt dem Mann Gefühle und Sex, er...
Liebes «Theater heute»,
«Mut zur Wut!» war Deine Forderung im diesjährigen Jahrbuch. Dieser Aufforderung
möchte ich unverzüglich Folge leisten und an dieser Stelle meine Wut über die Behandlung einer von Dir leider überwiegend ausgesparten Gattung Theaterschaffender, nämlich die des arbeitslosen, pardon, freischaffenden Schauspielers frank und frei herausposaunen....
«Rosmersholm» wird auf ewig mit einem endlos bunten Strickschal verknüpft bleiben. Dieses bedeutsame Requisit, an dessen offenem Ende die Rebekka West von Angela Winkler während der ganzen Aufführung emsig weiterstrickte, stand im Zentrum von Peter Zadeks bis zur Zermürbung betulicher Ibsen-Inszenierung 2001. Und jetzt, zehn Jahre später auf der Volksbühne: wieder...