Theater heute Januar 2009
Foyer
80 Jahre Heiner Müller
Müllers Beste
Keiner hat wie Heiner Müller die Kunst des Interviews gepflegt. Im Gespräch entwickelte er die Gedanken, im Dialog entlud sich seine Lust an der Pointe, am Widerspruch, am Paradox. Zu seinem 80. Geburtstag sind im Suhrkamp Verlag drei dicke Bände erschienen: Alle Gespräche von 1965 bis 1995, ein riesiger Fundus an Zeitgeschichte und Weltbetrachtung, an Aphorismen, Analysen und Prophetensprüchen aus der unerschöpflichen Dichterdenker-Werkstatt. Eine Auswahl der besten, letzten, tiefsten Worte
Das Müller-Monument
Alexander Kluge im Gespräch über seinen Lieblingsgesprächpartner
Aufführungen
Die ganz normale Katastrophe
Kathrin Röggla berauscht mit den Worthülsen des «worst case», Thomas Freyer stürzt Geschwisterpaare ins Familiendesaster, und Elfriede Jelinek lauscht den Boten des Massakers von Rechnitz
Midlife und andere Krisen
Berliner Intendanten ringen mit sich selbst: An der Volksbühne kombiniert Frank Castorf Alexandre Dumas’ «Kean» mit der «Hamletmaschine», am Maxim Gorki Theater schickt Armin Petras Max Frischs «Homo faber» als Ödipus nach Cuba
Festival
Die Vorstadt als Kunstwerk
Nicht «Veränderung der Gesellschaft», sondern Dokumentationen einer mehr oder weniger inszenierten Realität kennzeichneten die Kunst auf dem 7. Festival «Politik im Freien Theater». Die Bundeszentrale für politische Bildung lud diesmal nach Köln; warme Outdoor-Garderobe war Pflicht
Start
Junge Spunde, junge Hunde
Das Züricher Theater Neumarkt startet mit Barbara Weber und Rafael Sanchez in eine neue Epoche des Jung- und Wildseins
Interview
«Ich gieße meine soziale Skulptur»
Christoph Schlingensief im Gespräch mit «Theater heute»-Redakteurin Eva Behrendt über seine Krebserkrankung, die Bedeutung des Sprachflusses, Joseph Beuys, und warum das Christentum eine Riesenfreude sein könnte.
Akteure
Freiheit zum lauten Denken
In der Rohfassung seiner «Kirche der Angst» schärft Christoph Schlingensief seine Kunst: «Der Zwischenstand der Dinge»
Sammlerin guter Eigenschaften
Katharina Schubert ist auf der Bühne der Münchner Kammerspiele erwachsen geworden. Jetzt ist sie frei
Chronik
Liebe ohne Leiden
Lessing «Emilia Galotti»
Soufflé gegen Spaßhunger
Shakespeare «Was ihr wollt»
Alles auf einmal
Nuran David Calis «Einer von uns»
Die fünf Sinne
Philipp Löhle «Lilly Link oder Schwere Zeiten für die Rev ...»
Das Unspielbare wagen
Aischylos «Die Orestie»
Terrormatriarchat
Tracy Letts «Eine Familie/August: Osage County»
Textkonzert und Kinderzimmer
nach Thomas Mann «Doktor Faustus – my love is as a fever», Gaston Salvatore «Feuerland»
Sex, Lust und Videos
Justine del Corte «Sex»
Daten
Magazin
Schuss und Gegenschüsse
«Fressen oder Fliegen»: Das «Art into Theatre – Theatre into Art»-Festival im HAU Berlin
Prinzip Aneignung
Aus Wörtern Erfahrungen machen – ein Gespräch mit Deutschlands legendärem Bildungspapst Hartmut von Hentig
DVD
Kalkül und Ereignis
Der schönste Witz und zugleich die tiefere Wahrheit über Heinrich Breloers Adaption der «Buddenbrooks» steht im Abspann des Films. Ganz am Ende ist da zu lesen, dass das Buch zum Film im S.-Fischer-Verlag erschienen ist, was eben ein Witz ist bei einem Film, der sich auf einen weltbekannten Roman stützt. Tatsächlich liegt im nämlichen Verlag nicht nur Thomas Manns Roman vor, sondern nun auch ein Titel namens «Thomas Manns Buddenbrooks. Ein Filmbuch von Heinrich Breloer».
Magazin
Ach Kinder!
Die Autorin Mirjam Neidhard interviewt Menschen zum Thema Kinderkriegen und schreibt aus dem Material das dokumentarische Theaterstück «Torschusspanik», die Regisseurin Simone Blattner inszeniert es im Winter 2007 im Thalia an der Gaußstraße, und die Dokumentarfilmer Jörg Adolph und Gereon Wetzel verfolgen den Recherche- und Probenprozess in ihrem Dokfilm «Die Reproduktionskrise»: Klar grassiert hier der totale Doku-Wahn. Bitte trotzdem nicht schrecken lassen!
Gegenkritik
Nuran David Calis hat in Hamburg sein Stück «Einer von uns» (siehe S. 50 in diesem Heft) inszeniert und schreibt einen Beef