Theater heute Jahrbuch 2009
1989 – Glückliche Tage
Von Rittern und Rebellen
Die DDR-Theater waren auf unterschiedliche Weise in die Friedliche Revolution involviert. Heike Müller-Merten war zu dieser Zeit Dramaturgin am Staatsschauspiel Dresden. Anhand von Archivmaterial von damals und Gesprächen von heute erinnert sie sich an Wendezeiten in Karl-Marx-Stadt, Dresden, Leipzig.
Der Auszug aus Ägypten
Ein Gespräch mit Wolfgang Engel, Matthias Lilienthal und Hasko Weber über das Theater in 20 Jahren Nachwendezeit, den Weg von Ost nach West und West nach Ost, den Umgang mit Stasi-Mitarbeitern und die 40 Jahre, die es zum Ankommen braucht.
Darf man über die Stasi lachen?
Ja, man darf. Und beigebracht hat das den Deutschen Thomas Brussig mit seinen «Helden wie wir».
«Lasst uns doch alle gemeinsam den Rechtsweg gehen!»
Eigentlich wollte unsere Autorin nur ein paar Wendedokumente in ehemals Ostberliner Theatern sichten. Doch dann hat sie sich höchst produktiv in den Archiven verirrt … ein Fundstückreport
Eine Grenze verschwindet
Es waren einmal 870 Kilometer innerdeutscher Grenzzaun, dazu 167,8 km Berliner Mauer um die drei ehemaligen Westsektoren: eine gestaffelte Unüberwindlichkeit aus 10 Metern «Kontrollstreifen», einem 500 Meter tiefen «Schutzstreifen» sowie, wo es ging, einer 5 km weiten «Sperrzone». Verbaut waren auf 440 km Selbstschussanlagen, auf 230 km Minenfelder, auf 602 km Kfz-Sperrgräben, dazu 434 Beobachtungstürme.
All das ist 20 Jahre nach dem Mauerfall weitgehend demontiert oder zum Museum verewigt, in den Städten wird gebaut, den Rest holt sich die Natur zurück.
Arno Declair hat sich im Sommer auf sein Motorrad gesetzt und sich dort umgesehen, wo für den Westen
eine «Zonengrenze» war und für den Osten die «Staatsgrenze der DDR».
Das Theater des Jahres
Interview
«Ich glaube an die produktiven Nester»
Frank Baumbauer kommt es inzwischen ganz einfach vor, ein Stadttheater erfolgreich zu leiten. Das ist es vielleicht auch – wenn man weiß, wie es geht: die wichtigsten Berufsgeheimnisse
Die Spieler des Jahres
Vier Elogen...
Birgit Minichmayr, die Schauspielerin des Jahres, lässt bitten: vier Elogen
Entschieden selbstbestimmt
Kathleen Morgeneyer, als Nina in Jürgen Goschs «Die Möwe» Nachwuchsschauspielerin des Jahres, ist in Düsseldorf ein später, schneller Anfang gelungen.
Schauspieler des Jahres
Voll auf die Zwölf
Mit fünf Stimmen ist Alexander Scheer für seine Rolle als Kean Schauspieler des Jahres geworden. Macht gar nichts. Scheer wollte eh immer nur Popstar werden – und ist es längst
Die Spieler des Jahres
Werthers Lücke
«Alle Toten fliegen hoch» – ein Ausschnitt aus dem sechsten Teil der autobiografischen Lese-Performance
Der Bühnenbildner des Jahres
Herr K. und Herr K.
Zwei Seelen wohnen in Andreas Kriegenburgs Brust: die eines Regisseurs und die eines Bühnenbildners. Die beiden gehen sich möglichst aus dem Weg, auch wenn sie zusammenarbeiten. Zum Beispiel bei Kafkas «Prozess», für den der eine K. das «Bühnenbild des Jahres» schuf. Ein Gesprächsporträt
Die Inszenierung des Jahres
«Das Ordentliche müsst ihr nicht spielen. Das kommt von allein»
Jürgen Gosch probt Tschechows «Die Möwe»
Die Dramatiker des Jahres
Gesprochen und beglaubigt
«Rechnitz» hat den Mülheimer Theaterpreis 2009 gewonnen – und ist das Stück des Jahres! Eine Dankesrede
«London ist eine gewaltbereite Stadt»
Ein Gespräch mit dem ausländischen Autor des Jahres Dennis Kelly über England vor und nach der Finanzkrise, die Desillusionierung seiner Generation und wie gut es ist, wenn man sein eigenes Stück nicht vollständig versteht
Die Nuller Jahre
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Alles auf Anfang? Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends hat ein paar fest gefügte Bühnengewissheiten ordentlich durcheinandergeschüttelt: Über neue Ungleichzeitigkeiten, Alltagsethnografen, Ohnmachtserfahrungen, bröckelnde Identitäten und das Gesetz der Serie
Service
Die Höhepunkte der Saison 2008/09
Theaterkritiker sind Experten ihres Fachs, wer wollte das bestreiten? Interessanterweise widersprechen sich diese Experten die ganze Spielzeit lang. Doch am Ende, wenn "Theater heute" nach den Höhepunkten der Saison fragt, gibt es doch immer wieder großflächige Übereinstimmungen. Experten eben.
Die Höhepunkte des Jahres
Stücke der neuen Spielzeit
Wer schläft, sündigt nicht
Lukas Bärfuss: «Öl»
Eine halbe Million Gedanken in einer Stunde
Thomas Bernhard: «In der Höhe, Rettungsversuch, Unsinn»
Uraufführung
Die gekauften Deutschen
Malte Jelden, Dramaturg an den Münchner Kammerspielen, über «Sold out» von Gianina Carbunariu. Ein Beitrag aus dem «Theater heute»-Jahrbuch 2009.
Stücke der neuen Spielzeit
Kugelschreiber und Sinnlos
Henriette Dushe: «Menschen bei der Arbeit»
Über Leben im Umbruch
Thomas Freyer: «Im Rücken die Stadt»
Klytämnestras Blutrausch
Tom Lanoye: «Atropa – Die Rache des Friedens»
Heimatpanzer
Dirk Laucke: „Für alle reicht es nicht”
Friedhof der Kuscheltiere
Marius von Mayenburg: «Freie Sicht»
System statt Vertrauen
Falk Richter: «Trust»
Neue Stücke
Galionsfigur der Krise
Andreas Beck, künstlerischer Leiter des Wiener Schauspielhauses, über Kevin Rittbergers «Kassandra oder die Welt als Ende der Vorstellung».
Sondertribunal für den Tyrannen
Thomas Laue, Chefdramaturg am Schauspiel Essen, über «Trial of UBU» von Simon Stephens.
Stücke der neuen Spielzeit
Der Brighton-Blues
Simon Stephens/Mark Eitzel: «Marine Parade»
Ein einziges, zeitloses Grau
Nis-Momme Stockmann: «Das blaue, blaue Meer»
Piraten entern uns
Ulrike Syha: «Fracht (Nautisches Denken I-IV)»
Feldforschung in Heinersdorf
Robert Thalheim, Kolja Mensing: «Moschee. Eine szenische Rekonstruktion»
Auf Gegenseitigkeit
Felicia Zeller: «Gespräche mit Astronauten»