Zurück zur Frage
Ein Freitag im März, 17.00 Uhr. In circa einer Stunde geht in Israel die Sonne unter. Dann beginnt der Sabbat. Durch die Gassen und über die kleinen Plätze des Viertels Mea Shearim in Jerusalem huschen Männer in langen schwarzen Mänteln; unter gewaltigen Fellmützen winden sich Schläfenlocken hervor, in der Hand halten sie Plastiktüten voll mit Einkäufen. Sobald sie die Fremden sehen, senken sie den Blick. Ein junger Mann dreht abrupt um, ein anderer spuckt aus, als er die Eindringlinge überholt.
«Groups passing through our neighbourhood severely offend the residents», hatte das Schild am Eingang gewarnt, das einzige auf Englisch: Die mannigfachen Verlautbarungen, die die Mauern in Mea Shearim pflastern und die verbotenen Zeitungen ersetzen, sind sämtlich auf Hebräisch.
Hier wohnen ausschließlich ultra-orthodoxe Juden, Haredi nennen sie sich. Sie leben strikt nach den Regeln der Thora, und wenn der Sabbat naht, wird die Abschottung vollständig: Kein Auto darf mehr hineinfahren ins Viertel, die Frauen sind schon Stunden vorher aus dem vermüllten Straßenbild verschwunden, sie kochen und bereiten das wöchentliche Festmahl zu. Nur die Kinder, viele, spielen in den Straßen, und noch ...
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Theater heute Juni 2015
Rubrik: Ausland, Seite 50
von Barbara Burckhardt
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