Zum Tod von Harold Pinter
Als Harold Pinter im Dezember 2005 den Nobelpreis erhielt, war er keiner der üblichen Verdächtigen, eher ein klassischer Verlegenheitskandidat: Die Ehrung kam mindestens 25 Jahre zu spät, aber sie traf einen, der immer noch bekannt genug war, um allgemein akzeptiert zu werden. Fast wäre sie für alle Zeit zu spät gekommen: Schon damals war Pinter so krank, dass er nicht nach Stockholm reisen konnte. In seiner Laudatio wetterte er – ganz Angry Old Man – gegen die amerikanische Außenpolitik, der der damalige englische Premier Tony Blair gerade wieder einmal blind gefolgt war.
Damit blieb sich der späte Pinter treu, der sich seit Mitte der Achtziger vom Mystery Man der englischen Dramatik zum politischen Tendenzautor gewandelt hat. In den Stücken, die ihn berühmt gemacht hatten – «Die Geburtstagsfeier» (1958), «Der Hausmeister» (1960) oder «Heimkehr» (1965) –, kombinierte der ausgebildete Schauspieler Pinter das geschliffene englische naturalistische Dialog-Drama mit den absurden Situationen eines Ionesco oder Beckett, was die scheinbar vertraute Realität der Stücke ins unlösbar Abgründige wendete. Die Olive in diesem trockenen Martini war die «Pinter-Pause», ein Schluck hängendes ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tschechows «Die Möwe» ist ein zwar solides, mittlerweile jedoch ziemlich ausgetretenes Paar Schuhe im deutschsprachigen Theater. Man kennt sie als Drama der alternden Schauspielkünstlerin (mit Libgart Schwarz oder Jutta Lampe oder Hannelore Hoger); als Generationenkonflikt, dem der aufstrebende Nachwuchs zum Opfer fällt (mit Ulrich Matthes); man kennt sie als...
Das Vestibül, die kleinste Nebenspielstätte des Burgtheaters, wird entweder für Mini-Inszenierungen von Regieassistenten oder als intime Lesebühne genutzt, auf der Burgschauspieler in ihrer Freizeit Weltliteratur rezitieren. Auch Joachim Meyerhoff tritt hier regelmäßig mit Leseabenden auf. Allerdings rezitiert er keine Klassiker, sondern Geschichten, die das Leben...
Bernd Noack Herr Berg, wer in Linz aus dem Zug steigt, den erschlägt gleich in der Bahnhofsunterführung förmlich ein Plakat: «Kulturhauptstadt des Führers». Wird man auch auf den Bühnen, die im Rahmen des Festivals bespielt werden, Hitler herumwesen sehen müssen, oder wie soll dieses Stück Stadt-Vergangenheit bearbeitet werden?
Airan Berg Zunächst einmal: Es gibt...