Zürich Schiffbau (Box)

Die Liebe der Neutronen nach Stanislaw Lem «Solaris»

Lems skeptischer Klassiker der Sci-Fi-Literatur ist in den frühen 60ern erschienen, als die Fieberkurve der Weltraum-Begeisterung einmalige Tem­peraturrekorde erreichte. Sein Plot ist recht simpel: Ein junger aufstrebender Wissenschaftler auf der Höhe des Forschungsstandes reist zur Solaris, einem rätselhaften Planeten, an dem sich schon ganze Wissenschaftlergenerationen die Zähne ausgebissen haben. Dessen Geheimnis ist ein großer Ozean, der offenbar tickt wie ein intelligen­tes Wesen, nämlich ziemlich tückisch.

Nachdem die Solaris ihre Dauerbeobachtung durch die aufdringlichen Erdlinge offenbar gründ­lich satt hat, wartet sie mit einem besonders hinterhältigen Trick auf. Jedem Bewohner der Station wird ein lebensecht erscheinender Neutronenhaufen von Bewacher herbeigeklont, der es in sich hat. Er stammt aus den privaten Erinnerungen der stolzen Forscher, und zwar von den eher dunkleren Flecken dort. Dem jungen Wissenschaftler Kris Kelvin beispielsweise wird seine liebreizende ehemalige Gattin Harey aufs Zimmer geschickt, die er vor zehn Jahren versehentlich in den Selbstmord getrieben hat. Nach anfänglichem Widerstreben, viel Schlafentzug und diffusen Stimmungswechseln erliegt der ...

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Theater heute Juli 2012
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Franz Wille

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