Zeit- und steißvergessen
Abends sinken die Temperaturen dann doch unter vierzig Grad. Die steinernen Sitzbänke im weiten Rund des Amphitheaters sind aber immer noch so aufgeheizt, dass man sie gut als Herdplatte nutzen könnte. Das weite Rund oben am Berg, etwas abseits des Küstendorfes Epidaurus, fasst maximal 14.000 Zuschauer:innen. An diesem Abend zugelassen sind «lediglich» 9000.
Der Andrang ist groß, schließlich geht es nicht nur um diesen Regisseur aus Berlin, sondern auch um eine Frau aus Kolchis, die in ihrem Heimatland zu den Mächtigen im Staate zählt, dort aber alles zurücklässt und, angelangt im griechischen Korinth, zur rechtlosen Migrantin wird, vom Womanizer Jason schändlich verraten.
Künstlerische Direktorin des Athen Epidaurus Festival ist die renommierte Regisseurin Katerina Evangelatos, und sie hat in den letzten zwei Jahren prominente Kollegen aus Deutschland als Regisseure ins große Amphitheater eingeladen. Thomas Ostermeier brachte Maja Zades «Ödipus» zur Uraufführung, Ulrich Rasche inszenierte mit «Agamemnon» den ersten Teil von Aischylos’ «Orestie». In diesem Sommer soll es Frank Castorf sein, der, anders als die Kollegen, mit einem griechischen Ensemble gearbeitet hat. Etwa eine ...
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Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Jürgen Berger
BERLIN, AKADEMIE DER KÜNSTE
bis 26.11., Luc Tuymans – Edith Clever
Der belgische Maler und Kurator Luc Tuymans hat die Schauspielerin Edith Clever zum Auftakt einer neuen Serie der Sektion Bildende Kunst eingeladen, in der Arbeiten von Akademie-Mitgliedern unterschied -licher künstlerischer Disziplinen mitein -ander konfrontiert werden. Gezeigt werden Leihgaben,...
Zwei Neonaugen leuchten in die Nacht hinein über dem Hintereingang des Theaters an der Ruhr. Zum Schlund wird das Türportal, das die Zuschauer vom illuminierten Raffelbergpark hineinsaugt und wieder ausspuckt. Innen ist das Foyer mit schwarzen Glitzerfäden ausgekleidet, rote Sofas laden zum Chillen ein. Oder man steht doch wieder auf und geht in der leicht...
Zuletzt sahen wir uns vor sechs Jahren auf dem Markplatz von Altenburg in Thüringen. Bernhard Stengele war hier damals noch Schauspieldirektor der Städtischen Bühne im Verbund mit dem Theater in Gera. Er kam mit einer Baskenmütze und knallroten Schuhen, ein Künstler, der auffiel in dem kleinen Ort mit der riesigen Kirche. Und er kam, um seinen Abschied zu...