Wut/Bericht/Erstattung

Oliver Klucks «Feuer mit mir»

Theater heute - Logo

H  err Jauch, wo sind Ihre Kinder / in der Schule / sind Sie sicher» – mit diesen Worten beginnt Oliver Kluck sein Stück «Feuer mit mir», das er als Auftragswerk für das Schauspiel Chemnitz geschrieben hat. Ob man am Ende dieser Replik einen Punkt setzt oder ein Fragezeichen – zwischen diesen beiden Ausschlägen eines Pendels bewegt sich der Autor mit seinem Text und damit innerhalb eines Themas, das eine Nation erschüttern bzw. deren kulturelle Institutionen in eine tiefe Krise stürzen kann: Amoklauf an Schulen.



Doch nicht das konkrete Ereignis oder eine individuelle Täterbiografie interessieren den Autor, auch nicht der Umstand, das ein solches Ereignis nur kurze Zeit virulent ist und die Anstrengung der Ursachensuche schnell abebbt. Sein Aufhänger ist die bevorstehende Wiedereröffnung einer Schule, die in Folge eines Amoklaufes einer kompletten baulichen Umgestaltung und Modernisierung unterzogen wurde. Doch im Vorfeld lässt der Autor verschiedene Akteure zu Wort kommen. In seinem Verzicht auf die Zuordnung des Textes zu spezifischen Sprechern oder Figuren macht er Stimmen hörbar, die jenseits einer reinen Text­fläche klar voneinander abgrenzbar mal direkt und mal weitläufig im ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Jahrbuch 2010
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 184
von Esther Holland-Merten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Ein gutes Gefühl

Eigentlich war es ein Kamikaze-Unternehmen – und wurde das Theaterwunder des letzten Sommers: Ein vier Stunden langer Abend über die Liebe in bedrängten Umständen, die gegen alle Erwartung und Erfahrung nicht scheitert, weil beide Beteiligten, der (bald schon abgebaute) Herrenmodenverkäufer Johannes Pinneberg und die Näherin Emma Mörschel, genannt Lämmchen, einfach...

Dass es so weitergeht

Die Ausgangssituation des Stückes «Tod und Auferstehung der Welt meiner Eltern in mir» von Nis-Momme Stockmann wird vom Autor charakterisiert durch eine Farbe, die eigentlich eine Nicht-Farbe ist: grau. Grau wie ein Gesicht, aus dem die Farben schwinden, grau wie die graue Maus, die ein Sinnbild für die Unscheinbarkeit ist, oder wie die graue Eminenz, der etwas...

Theater, das wir verdienen

1. Teil  Spurensuche


Früher begann der Tag mit einer Schusswunde. Im Juni 1967 reist Ernst Wendt für «Theater heute» zur Experimenta nach Frankfurt am Main. Hier sein Bericht aus Heft 7/67:
«Der Schuß, der den Studenten Benno Ohnesorg in den Hinterkopf traf, fiel während der ersten Stunde der Experimenta II, das Stock­holmer Scala-Theater zeigte im Theater am Turm...