Wir sind der Wandel
Weltweit erweckt der 47-jährige Barack Obama das Gefühl, dass derzeit etwas Historisches in den Vereinigten Staaten passiert. Er hat es nicht nur geschafft, sich als erster ernstzunehmender schwarzer Kandidat für die amerikanische Präsidentschaft ins Spiel zu bringen. Der Senator aus Illinois hat auch, unterstützt von einer stetig anwachsenden Grassroots-Bewegung, binnen weniger Monate den Status einer popkulturellen Ikone erlangt. Obama verkörpert den amerikanischen Traum auf geradezu ideale Weise: Seine biografischen Stationen umfassen Kansas, Kenia, Indonesien und Hawaii.
Er wurde von weißen Christen und schwarzen Muslimen aufgezogen. Er ist zugleich Kind einer auf Lebensmittelmarken angewiesenen alleinerziehenden Mutter und des angesehensten Bildungsprogramms der USA, der Harvard Law School.
Tatsächlich schwarz
Trotz gegenteiliger Unterstellungen europäischer Poptheoretiker und konservativer amerikanischer Kulturkommentatoren ist Barack Obama tatsächlich schwarz. Allerdings verkörpert der demokratische Politiker ein Image des Schwarz-Seins, das nicht nahtlos in der afroamerikanischen Identitätspolitik der Bürgerrechtsbewegung aufgeht. Aber kein Schwarzer in den USA würde die ...
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Theater heute April 2008
Rubrik: Reportage Obamas Dramatiker, Seite 4
von Daniel Schreiber
Klaus Kinski war schon zu Lebzeiten eine Legende und wurde es nach seinem Tod 1991 um so mehr. Und wie man so sagt bei Legenden: «Ich habe ihn noch erlebt.» 1962, als er auf Deutschlandtournee in wechselnden Kostümen und Dekors Monologe von Hamlet bis Franz Moor schrie, kreischte, flüsterte und ächzte. Wenn jemand an der falschen Stelle hustete oder lachte,...
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